Nach einem anstrengenden zehnstündigen Flug und einiger Verspätung sind wir fünf EWBler erschöpft aber zufrieden in Port-au-Prince angekommen. Es ging zunächst zu unserem alten Projekt, der MEVA School im Stadtteil Carrefour-Feuilles. In der Schule und im ganzen Viertel wurden wir von unseren haitianischen Freunden herzlich empfangen, sogar Drachen wurden als Willkommensgeschenke für uns gebastelt, die wir natürlich gleich ausprobiert haben.
In der Schule haben wir zunächst unsere Konstruktion unter die Lupe genommen: steht noch alles? Ist Wasser in der Zisterne? Zeigen die Bakterientests, dass der Filter unsere Anforderungen erfüllt? Nachdem das System einem ersten Check standgehalten hat und wir uns einigermaßen eingerichtet hatten, haben wir uns erst einmal eine ordentliche Portion Fritay zum Abendessen gegönnt und anschließend auf dem Schuldach den fantastischen Blick über die Stadt genossen.
Am folgenden Tag bereiteten wir uns auf unser Projekt in Beaumont vor: Es galt Materialen in der Hauptstadt zu besorgen, die in der abgelegenen Bergregion nicht zu bekommen sind, wie beispielsweise Rohrleitungsmaterial. Dazu begaben wir uns auf eine größere Tour durch die Baumärkte der Stadt und es stellte sich heraus, dass 50cm lange Metallrohre eine Seltenheit in Haiti sind. Bei den veranlassten Maßanfertigungen konnten wir uns jedoch stets auf die professionelle Hilfeleistung der haitianischen Fachkräfte verlassen. Wer braucht schon ein gerade abgeschnittenes Rohr, wenn es den Marché Salomon gibt. Die Haitianer sagen selber über diesen Markt: Wenn du ein Auge verloren hast, dann findest du es auf dem Marché Salomon. Dort konnten wir uns direkt Gewinde in die gerade händisch zugesägten Rohrteile schneiden lassen.
Gestern hieß es dann in Allerherrgottsfrüh bereit sein um nach Beaumont aufzubrechen. Das heißt um 5 Uhr hat der Wecker geklingelt, wir machten uns startklar und ab ging die Fahrt in einem ziemlichen Luxusbus nach Les Cayes. Tief in die Provinz ging es dann weiter mit dem vollbepacktem Auto. Mitten im Nirgendwo dann der Klassiker: Reifenpanne! Aber schon innerhalb von wenigen Minuten tauchte wie aus dem Nichts eine tatkräftige Truppe Haitianer auf, die uns halfen den Wagen nach kurzer Zeit wieder flott zu bekommen.
In Beaumont angekommen, hatten wir erst einmal hunderte kleine Hände zu schütteln, als wir im Waisenhaus stürmisch empfangen wurden. Wir bezogen unsere vorbereiteten Zimmer und genossen erst einmal die Ruhe nach dem Ortswechsel vom Großstadtdschungel Port-au-Prince in den richtigen Dschungel. Der strömende Regen hat der ganzen Sache nur wenig Abbruch getan.
Am Abend machten wir uns zunächst ein Bild von der bestehenden Quellfassung in der Nähe des alten Waisenhauses und der zugehörigen Wasserleitung ins Viertel. Zwischen dem letzten und dem jetzigen Besuch lag einige Zeit und Regen, sodass wir erstmal schnurstracks an der zugewachsenen Quellfassung vorbeigelaufen sind. Der Beweis, dass haitianischer Regen definitiv ergiebig ist, lieferte der zum Flussbett umgewandelte Trampelpfad und das sprudelnde Wasser aus der kaputten Leitung.
Heute haben wir uns dann durch das unwegsame Gestrüpp und Geröll des zu bebauenden neuen Geländes gekämpft um die Grundstücksgrenzen ausfindig zu machen. Dabei war es gar nicht einfach die Gebietsmarkierungen zu finden, je geringer der Sichtkontakt desto größer das Geschrei. Als die Grenzen schlussendlich festgesteckt waren, haben wir gleich die erste Ingenieurtätigkeit des Tages geleistet und schon mal vier Vermessungspunkte betoniert. Mit 10 Mann am Hang, stellte sich diese Aufgabe als nicht allzu schwierig heraus.
Leider müssen wir heute Abend Kollateralschäden von einem Drittel unserer Mannschaft in Kauf nehmen. Die Haitianische Küche bekam nicht allen so gut, aber der Rest bleibt standhaft und gibt weiterhin alles!
Liebe Grüße
Michael, Sven, Marc, Johanna, Stanley und Myriam
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Ihr werdet immer eine Basis in Port-au-Price bei MEVA / HaitiCare haben….