Ein wundervolles Reiseteam aus 7 engagierten EWBlerInnen ist seit zwei Wochen in unserem Projektort Beaumont und wird bis zum 1. Dezember unser Projekt vorantreiben. Doch der Weg dahin war lang und etwas anders als die letzten Jahre.
Seit Mitte Juni bereitet sich unser Team in Karlsruhe für eine mögliche Reise vor. Auch wenn eine Bauphase 9 zu dem Zeitpunkt mal mehr, mal weniger realistisch wirkt, ist es uns wichtig, Vorbereitungen zu treffen für den Fall, dass die Bauphase realisiert werden kann.
Ein erstes Treffen mit Mitgliedern unserer Hochschulgruppe, die sich vorstellen könnten, bei einer kommenden Bauphase zu unterstützen, findet statt, man lernt sich kennen, tauscht sich aus und einige, die bereits Teil der letzten Bauphase waren erzählen von ihrer Reise.
Einen Monat später kommt es dann zum ersten Reisevorbereitungstreffen. Niklas und Maren, zwei besonders engagierte ehemalige Mitglieder, die beide schon mehrmals vor Ort waren, erzählen uns einen Nachmittag lang von ihren Erfahrungen, beantworten unsere Fragen und zeigen uns ihren Alltag vor Ort mit Bildern. Dieser Nachmittag stößt viele von uns zum Denken an, wie wir eine Reise in der momentanen Situation ermöglichen können, trotz der kritischen Lage in Haiti. Oberste Priorität ist natürlich die Sicherheit aller Beteiligten, sowohl auf der Reise als auch im Projekt.
Die kommenden Wochen sind geprägt von Ideensammlungen, Anregungen und Abwägungen, welche Möglichkeiten für eine Reise bestehen. Schnell wird klar, die An- und Abreise kann nicht mehr wie gewohnt stattfinden; es geht um den Landweg zwischen der Hauptstadt Port-au-Prince und unserem Projektort Beaumont. Zurzeit ist besonders die Gegend rund um die Hauptstadt geplagt von Bandenüberfällen und Straßenblockaden, sodass es für uns unmöglich ist, die Sicherheit unseres Reiseteam auf einer Busfahrt zu garantieren. Eine Alternative ist ein Flug von Port-au-Prince nach Jérémie oder Les Cayes, und eine anschließende Fahrt nach Beaumont. Doch wegen des verheerenden Erdbebens sind nicht alle Straßen und Brücken intakt und nutzbar.
Durch engen Austausch mit Partnern vor Ort treffen wir die Entscheidung, dass ein Flug nach Les Cayes die sicherste Lösung ist. Die Reisevorbereitungen nehmen währenddessen weiter an Fahrt auf.
Ein wichtiger Teil der Vorbereitung ist die Teilnahme an zwei Erste-Hilfe-Kursen, um im Ernstfall vor Ort schnelle Hilfe leisten zu können. Unser Reiseteam frischt sein Wissen auf und lernt neue Dinge dazu. Erste Hilfe in Haiti ist eben nicht das Gleiche wie Erste Hilfe in Deutschland. In den folgenden Tagen gibt es weitere Diskussionen und Entscheidungen, bis unser Reiseteam für die Bauphase 9 nun endgültig feststeht: David, Lukas, Kolya, Tanja, Raphael, Xenia und Iryna. Anders als bisher besteht die Bauphase aus nur einem Reiseteam, was zusammen hin- und auch zurückfliegt. Zumindest dieses Jahr sind weitere Reiseteams nicht vorgesehen. Die sieben verstehen sich blendend und beschäftigen sich tagelang mit der feinen Ausarbeitung der Pläne. Es werden Arbeitsschuhe und Arbeitshosen gekauft, eine Werkzeugeinführung durchgeführt, die genauen Bauvorhaben besprochen, Packlisten geschrieben und weiterhin werden täglich die haitianischen Nachrichten verfolgt. Doch was wollen wir eigentlich genau bauen? Auf der todo-Liste stehen zwei neue Klassenräume, die Gasinstallation in der Kantine, sowie einige Vorbereitungen für die Wasserinstallation in einer kommenden Bauphase, beispielsweise müssen genaue Standorte für Filter festgelegt werden.
Und bis zum letzten Abend, telefoniert das Reiseteam regelmäßig und bespricht die verschiedenen Alternativen, die bestehen, falls etwas auf dem Hinweg nicht nach Plan laufen sollte. Am Dienstag, den 19. Oktober finden wir uns dann alle zum Abschied zusammen. Mit 450 kg Gepäck machen wir uns auf zum Bahnhof, der letzte Döner wird noch schnell in die liebgewonnenen Hosentaschen der neuen Arbeitshosen gestopft und wir freuen uns, dass die Reise beginnen kann.
Das Team fährt mit dem TGV Richtung Paris, um am nächsten Morgen ihren Flug nach Port-au-Prince nehmen zu können. Von dort aus geht es nach Les Cayes wo das Team und das ganze Gepäck von Hugo empfangen werden, der das Team mit einem LKW nach Beaumont fährt.
Fast 48 Stunden nach der Verabschiedung am Karlsruher Hauptbahnhof sind die sieben nun gut angekommen im Waisenhaus in Beaumont und werden herzlich empfangen von Dr. Anke Brügmann, der Leiterin unseres Partnervereins Pwojé Men Kontre, den Kindern und weiteren FreundInnen und ArbeiterInnen, die wir von vorherigen Bauphasen kennen.
Wir freuen uns auf sechs produktive Wochen in Beaumont. Weitere Blogs über den Baufortschritt vor Ort folgen in Kürze.
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Super dass es weiter geht! Vielen Dank für euren Einsatz und alles Gute für diese Bauphase!
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Liebes Bauteam,
eine mutige Entscheidung von euch, trotz der immer noch schwierigen Lage in Haiti, das Projekt um den Bau
des Waisenhauses und der Schule weiter zu gestalten. Ihr habt meinen großen Respekt für euer Engagement.
Ich wünsche euch alles Gute für eure Bauvorhaben, bleibt alle gesund und kommt wieder gut und sicher nach Hause.
Liebe Grüße aus Lahr Annette Büchele
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Liebe EWB’ler – vielen Dank für Euren eindrucksvollen Reisebericht!
Es ist beruhigend zu sehen, dass ihr gut in Beaumont angekommen seid.
Weiter viel Erfolg beim Projekt und weiterhin einen guten Austausch mit Euch!
Gruß, Martin von Pro Haiti aus Aidlingen