Hurrikan Matthew
Am 4. Oktober 2016 verwüstete der Hurrikan „Matthew“ mit Geschwindkeiten bis zu 220km/h weite Teile Haitis. Unser Projektstandort Beaumont lag inmitten des Zentrums und wurde sehr schwer getroffen. In der Gemeinde Beaumont gab es über 100 Tote und viele Verletzte. Fast alle wellblechgedeckten Häuser wurden abgedeckt, viele der Häuser und Hütten komplett zerstört. Besonders hart traf es die abgelegenen Bergdörfer rund um Beaumont, deren Häuser der Sturm unbewohnbar hinterließ. Tausende wurden obdachlos. Ein Teil der Menschen konnte in den 20 Obdachlosenzentren in staatlichen Gebäuden wie Kirchen und Schulen, die während des Sturms nicht zerstört wurden, unterkommen. Dort herrschten aufgrund der Zahl von bis zu 700 untergekommenen Asylsuchenden sehr kritische hygienische Bedingungen. Viele verloren den Großteil ihrer Habe, es fehlte an allem: Kleidung, Decken, Wasser, Nahrung, Medikamente, Licht, Kochmöglichkeiten. Auch die Vegetation erlitt massive Schäden. So wurden nahezu alle Bäume entwurzelt und große Teile der Landwirtschaft zerstört. Etwa die Hälfte des Viehs hat den Sturm nicht überlebt. Somit verloren die meisten Menschen ihre gesamte Lebensgrundlage.
Nach dem Sturm
Unser Projektpartner Pwojè men kontre reagierte sofort. Sie stellten unmittelbar nach dem Sturm Lebensmittel für die Menschen zur Verfügung. Die Vorsitzende des Vereins, Dr. Anke Brügmann, kümmerte sich um die dringend benötigte medizinische Versorgung, da in der Kommune keine weitere ärztliche Hilfe bestand. Das kleine Krankenhaus in Beaumont und auch die Krankenhäuser der umliegenden Städte wurden zerstört. Unser 2015 und im Frühjahr 2016 erbauter Aulakomplex hat dem Hurrikan standgehalten. Er diente nach dem Sturm sowohl als Unterkunft für einen Teil der Waisenkinder, als auch als ambulante Krankenstation sowie als Räumlichkeit für einige stationäre Patienten. Als nach über einer Woche die ersten internationalen Hilfslieferungen Beaumont erreichten, fing Pwojè men kontre zusammen mit der „Protection civile“ (ehrenamtliche Helfer des Bürgerschutzes) an, sich um die gesamte Lebensmittelverteilung in der Region zu kümmern. Dort leben etwa 42.000 Menschen. Außerdem ergänzten sie die nicht ausreichenden Hilfslieferungen mit Lebensmitteln, Medikamenten und weiteren Hilfsgütern.
Anders als auf dem neuen Gelände sah es auf dem bisherigen und noch genutzten Gelände von Pwojè men kontre aus. Die Gebäude des Waisenhauses und der Schule wurden massiv beschädigt, fast alle Dächer riss der Sturm fort. Die Waisenkinder wurden in Sicherheit gebracht, sie blieben glücklicherweise unverletzt. Der geplante schrittweise Übergang vom alten zum neuen Gelände ist in der Form so nicht mehr realisierbar. Wir arbeiten nun an einem beschleunigten Neu- bzw. Wiederaufbau.
Eine sehr ausführliche Erläuterung der Geschehnisse und unserer Erlebnisse während dem Hurrikan vor Ort ist auch hier und auf unserem Blog zu finden. Was unsere Partnerorganisation nach unserer Abreise vor Ort leistete lesen Sie hier.
Die Gefahr von Naturkatastrophen in Haiti
Immer wird Haiti Opfer schwerer Naturkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürmen, Starkregen und Überschwemmungen. Oft gibt es Todesopfer, Verletzte, Obdachlose und zerstörte Ernten. Als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre ist Haiti besonders anfällig für die schwerwiegenden Folgen solcher Katastrophen. Die meisten Menschen können sich keine stabilen Häuser leisten. Es gibt kaum Industrie, somit dient die Landwirtschaft einem Großteil der Bevölkerung als Lebensgrundlage. Viele müssen an Orten leben, die Naturgewalten besonders ausgeliefert sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Nord- und Südamerikas forderte im Jahr 2010 über 300.000 Todesopfer, etwa ein Drittel der Bevölkerung Haitis war von dem Beben betroffen. Eine Choleraepidemie und ein Hurrikan im selben Jahr verschlimmerten die Lage des Landes. Bis heute folgten weitere Wirbelstürme unterschiedlichen Ausmaßes, kürzlich nun Hurrikan Matthew.
Wir sind der Überzeugung, dass Nothilfe in solchen Situationen sehr wichtig ist, jedoch keine dauerhafte Lösung für die immer wiederkehrenden Naturkatastrophen. Deswegen legen wir besonderen Wert darauf, hurrikan- und erdbebensicher zu bauen. Wir können von Glück sagen, dass sich unsere Bauten im aktuellsten Sturm deutlich bewährt haben. Neben unserem Hauptziel, die Schule und das Waisenhaus sicher zu erbauen, möchten wir auch unsere Bautechnik an die Bevölkerung Beaumonts weitergeben. Dies schaffen wir durch die gemeinsame Arbeit zusammen mit den Haitianern an unseren neuen Gebäuden.