„Coffee!“. Es ist kurz nach sieben Uhr und Rhada‘s Tochter steht mit einem Tablett und zwei heißen Tassen Kaffee in der Tür zu unserem Schlafzimmer, welche uns schnell wach werden lassen. Gegen acht Uhr heißt es dann auch schon: „lunch is ready“. Das Wort „breakfast“ hört man in Nepal eher selten. Als Frühstück gibt es selbstverständlich das Nationalgericht Nepals: „Dal Bhat“, bestehend aus Reis (Bhat), Linsensuppe (Dal) und Beilagen wie Tomatenchutney, Gemüse oder Kartoffeln, die fast täglich variieren. Da bis auf ein weiteres Dal Bhat am Abend keine zusätzliche Mahlzeit eingeplant ist, greifen alle kräftig zu, auch wenn es zu Beginn für den ein oder anderen ungewohnt ist, solche Mengen herzhaften Essens zu so früher Stunde zu sich zu nehmen. Geschmacklich ist es jedenfalls wie immer ein Fest.
Nach dem Essen folgt die provisorische Katzenwäsche. Mit einem kleinen roten Eimer, der mit 2l Wasser gefüllt ist, waschen wir uns die Haare, während wir uns über die Veranda beugen (natürlich mit biologisch abbaubarer Seife). Es ist erstaunlich, mit wie wenig Wasser man zurecht kommt, wenn es nicht mit 35 Grad aus einem Duschkopf sprudelt.
Anschließend werden schnell die für den Tag auf der Baustelle benötigten Werkzeuge und Baumaterialien zusammengepackt und auf unsere Rucksäcke verteilt. Heute werden die Wände unseres zweiten Druckminderers betoniert, weshalb sich Nicolas den langen schlauchartigen Rüttler zur Betonverdichtung um den Hals legt. Dann machen wir uns auf den Weg. Mit dabei ist neben uns drei Studenten auch unser nepalesischer Partneringenieur Mahendra. Nachdem wir das Dorf hinter uns gelassen haben, treffen wir einige Höhenmeter später Ram, der wie jeden Morgen an einem besonders schönen Aussichtspunkt auf uns wartet. Er wird sich, nachdem wir das Projekt fertiggestellt haben, um die Instandhaltung des Systems kümmern und ist aus diesem Grund auch bei allen Bauphasen dabei. Nachdem wir einen Wald mit zahllosen Steinstufen passiert und wir uns an einem Kiosk mit ein paar Keksen und Nüssen als Snacks eingedeckt haben, steigen wir über Reisterassen hinab zu der Stelle, wo wir gestern die Holzschalung auf der bereits betonierten Bodenplatte des Druckminderers zusammengebaut haben. Einige Frauen hatten zuvor die 50kg schweren Zementsäcke mithilfe von Bändern, die sie um ihre Stirn legen, den sogenannten Namlos, zur Baustelle getragen.
Zusammen mit einigen Männern aus dem Dorf mischen wir den Beton und befüllen die Schalung. Zwischendurch verdichten wir mithilfe des Rüttlers und mit Stöcken. Um eine Verformung der Schalung zu verhindern, steifen wir diese immer wieder mit zurechtgesägten Holzstücken aus. Nach einigen Stunden ist die Arbeit endlich geschafft und wir machen uns wieder auf den Rückweg. Gerade rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Haus unserer Gastfamilie.
Bis zum Abendessen sind es noch ein paar Stunden und so verbringen wir die Zeit mit der Planung der nächsten Tage, mit Lesen oder auch mit einer Runde Karten spielen. Gegen 20 Uhr heißt es wieder „food is ready“ und wir begeben uns alle in die Küche, die sich neben dem Haus befindet. Auf Bastmatten sitzend genießen wir das hervorragende Essen und bekommen im minutentakt mehr und mehr Nachschlag. Nach einem langen Arbeitstag genau das Richtige.
Im Anschluss sitzen wir noch etwas auf der Veranda, unterhalten uns und beobachten die Lichter des gegenüberliegenden Berges, die nach und nach erlischen, ehe auch wir, deutlich früher als in Deutschland gewohnt, ins Bett gehen.