Dhuskun Eine Regenrinne für das Dach der Welt
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Status

Abgeschlossen

Begonnen

Februar 2019

Beendet

März 2024

Mitgliederzahl

20

Land

Nepal

Ort

Dhuskun

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Status

Abgeschlossen

Begonnen

Februar 2019

Beendet

März 2024

Mitgliederzahl

20

Land

Nepal

Ort

Dhuskun

Nach über zwei Jahren findet nun wieder eine Reise in das schöne Dhuskun statt. Ein Team von insgesamt sieben Personen wird einige Wochen in das Bergdorf reisen und dort vor Ort mit den Dorfbewohner*innen am Projekt weiterarbeiten.

Ausblick auf Kathmandu

Ankunft und Treffen in Kathmandu 

Nach der Ankunft hat es erst einmal etwas gebraucht, bis wir uns einen Überblick verschaffen konnten. Für uns in Deutschland aufgewachsene Reisende waren in der nepalesischen Hauptstadt ungewohnt viele Menschen unterwegs. Obwohl wir zu unterschiedlichen Zeiten ankamen, haben wir uns gut gefunden und konnten uns bereits am ersten gemeinsamen Tag von verschiedenen Eindrücken und Erlebnissen erzählen.

In Kathmandu leben rund 1,4 Millionen Menschen. Die daraus entstehenden Dynamik war für uns spannende Kulisse und einfindungstechnische Herausforderung zugleich. Insbesondere im Touristenviertel Thamel reiht sich ein Geschäft an das andere.  In den ersten Tagen durften wir uns durch die nepalesische Küche probieren: von Mo:Mos (Teigtaschen) über Chowmein (Nudeln) bis zu Wai Wai (Suppe) war alles dabei.

In den Straßen von Kathmandu

Nichtsdestotrotz standen neben der Freizeit zum Eingewöhnen auch organisatorische Aufgaben an. So mussten letzte Unterlagen fertig gestellt und gedruckt und Materialien fürs Projekt eingekauft werden. Mahadev, welcher zurzeit freiwillig für unseren lokalen Projektpartner DSCBD arbeitet, hat uns dabei sehr geholfen. Ein Einkauf gestaltet sich in Nepal nicht so einfach wie in Deutschland, bei dem alle Materialien und Werkzeuge in einem Baumarkt gefunden werden können. Stattdessen erstreckt sich der Baumarkt Kathmandus über eine Vielzahl an Geschäften in mehreren Straßen, in denen wir dank Mahadevs Nachfragen und der Auskünfte der hilfsbereiten Händler*innen nach und nach einen Großteil der benötigten Materialien zusammensuchen und einkaufen konnten. 

Anreise und erste Tage in Dhuskun 

Um mit unserem Zeitplan nicht in Verzug zu geraten, fuhren wir am Montag, den 04. April, nach Dhuskun, unserem Projektort. Durch die frühe Abfahrt um 8 Uhr konnten wir die Hauptverkehrszeit umgehen und waren innerhalb einer Stunde aus dem Kathmandutal heraus, welches sich über etwa 30 km erstreckt. Die Fahrt dauerte insgesamt knappe fünf Stunden und führte durch Berge und Täler. Nach einem kurzen Halt in der letzten größeren Stadt Barhabise, um noch vereinzelte Gegenstände und Essen für die kommenden Wochen zu besorgen, ging es die letzten Meter hoch nach Dhuskun, das auf ca. 1200m über dem Meeresspiegel liegt. 

Blick auf die Reisterrassen um Dhuskun herum
Teile des Dorfes Dhuskun

Versorgt werden wir während unseres Aufenthaltes durch einen Koch, der dreimal täglich für uns Essen kocht. Das Frühstück besteht entweder aus gebratenen Kichererbsen oder Bohnen und zum Mittag- und Abendessen gibt es stets das Nationalgericht Dal Bhat aus Reis (Bhat), Linsen (Dal) und verschiedenem Gemüse als Beilage. 

Nach der Ankunft haben wir uns zunächst in unserer Unterkunft, dem community house, eingerichtet und anschießend eine Führung durch das Dorf bekommen. Dhuskun liegt rund 50 km nordöstlich von Kathmandu in den Bergen und hat 450 Einwohner*innen. Die Dorfbewohner*innen verdienen ihren Lebensunterhalt überwiegend durch die Landwirtschaft. Zahlreiche Reisterrassen zieren die Umgebung und Rinder, Ziegen und Hühner sind häufig anzutreffen. Strom und Wasser sind in Dhuskun aktuell nicht durchgängig verfügbar und unter anderem vom Monsun abhängig. Nach Befragungen der Einwohner*innen Dhuskuns zu ihrem Wasserbedarf und der Verfügbarkeit von Trinkwasser während der Trockenzeit wurde 2019 mit dem Bau eines Wasserversorgungssystems begonnen. Die Wünsche und Ideen der Bewohner*innen Dhuskuns sowie des zuständigen nepalesischen Ingenieurs bezüglich der konkreten Umsetzung werden von DSCBD gesammelt und an die Partnerorganisationen Namlo und EWB vermittelt. Wir bemühen uns, diesen Input aufzugreifen, um ein System zu erbauen, das von größtmöglichem Nutzen für die Bewohner*innen ist. Etwa vier Kilometer entfernt und einige Höhenmeter weiter oben sollen dazu zwei Quellen angeschlossen werden und über ein Rohrsystem mit anschließendem Sedimentationstank und mehreren Druckminderern in das Dorf geleitet werden. Über Speichertanks wird das Wasser anschließend über 13 verzweigte Verteilstellen im Dorf verteilt.  

Für unsere Reise haben wir uns vorgenommen die zweite Quellfassung zu bauen und mit dem bestehenden Rohrsystem zu verbinden. Auch müssen die 13 Verteilstellen im Dorf erbaut werden und mit weiteren Leitungen mit den Speichertanks verbunden werden. 

Bereits an unserem ersten gemeinsamen Tag in Kathmandu hatte Bishnu, unser nepalesischer Ingenieur, ein Online-Treffen initiiert, in dem er uns von dem Vorhaben der Dorfbewohner*innen, das Design der Taps besser an ihre Bedürfnisse und die Regenzeit anzupassen, erzählte. Daraufhin machte sich unsere Technikgruppe Gedanken über eine Änderung und arbeitete einen Vorschlag aus. Vor Ort in Dhuskun fand dann ein Treffen mit interessierten Dorfbewohner*innen und den Mitgliedern des Water Users Committees (WUC) statt, in dem wir gemeinsam die Bauvorhaben besprochen haben und Vor- und Nachteile des geplanten Tapdesigns diskutiert wurden. Hierbei erklärten uns einige Anwohner, einschließlich der skilled worker, mit denen wir auf den Baustellen zusammenarbeiten, weshalb sie das Design ändern wollen und brachten bereits viele Ideen ein, wie diese Änderungen konkret umgesetzt werden könnten. Es ging dabei sowohl um eine Vereinfachung der Verwaltung der Entnahmestellen durch das WUC, als auch um das Anheben der Entnahmestellen, damit sie während und nach dem Monsun leichter gereinigt und gewartet werden können. Da sich diese Ideen mit dem Vorschlag unserer Technikgruppe größtenteils deckten und ihn noch bereichernd ergänzten, konnten wir uns schnell auf das von den Anwesenden vorgeschlagene Design einigen und machten uns im Anschluss an das Treffen daran, die geäußerten Änderungen in die Baupläne einzuarbeiten.

Fertige Betonage des Tiroler Wehrs

Am ersten Arbeitstag ging es 1,5 Stunden zu Fuß auf den Berg hoch zu den Quellen, aus denen das Wasser in das Versorgungssystem gespeist werden soll. An der ersten Quelle wurde bereits bei der Reise im Jahr 2019 ein Tiroler Wehr, eine Quellfassung, die den Fluss einfängt (stream capture), gebaut. Die Art der Quellfassung (spring oder stream capture) für die zweite Quelle musste noch festgelegt werden. Dafür haben wir den Austritt der Quelle aus dem Boden gesucht und diesen zwischen drei Steinen gefunden. Zunächst sah alles nach einer spring capture aus, also einer Quellfassung, die direkt am Austritt der Quelle steht. Nach langem herumprobieren mussten wir uns von diesem Vorhaben jedoch verabschieden, da wir den Quellaustritt für eine Betonage nicht trocken genug bekommen haben und gleichzeitig der Untergrund zum Graben zu steinig ist. Also fiel die Wahl letztendlich auf den Bau eines zweiten Tiroler Wehrs. 

Die beiden ausgebildeten Arbeiter aus Dhuskun am Betonieren des Tiroler Wehrs

Die darauffolgenden Tage wurde fleißig am Tiroler Wehr weitergebaut. Die Bauphasen werden von den Einwohner*innen Dhuskuns mit Hilfe unseres nepalesischen Ingenieurs Bishnu vorbereitet, z.B. indem Materialien an die betreffenden Orte gebracht oder organisiert werden. Auf den Baustellen selbst erlebten wir die Initiative und unermüdliche Arbeit der freiwilligen Helfer*innen und im Falle des Tiroler Wehrs vor allem der ausgebildeten Arbeiter. Diese kennen sich mit dem Bauen in Nepal bestens aus und unterstützen uns im weiteren Verlauf der Reise unter anderem mit ihren Anmerkungen, Ideen und beim Biegen der Bewehrung. Dank ihrer Expertise und auch durch die Herangehensweise „we will manage“ (in etwa „wir kriegen das schon hin“) konnten wir trotz großer krankheitsbedingter Ausfälle von Seiten EWBs (Erkältung und Magenprobleme) bis zum 11.04.2022, rechtzeitig vor dem Nepalesischen Neujahr, das Tiroler Wehr fertigstellen. Das Nepalesische Neujahr wird vier Tage lang um den 14. April gefeiert und richtet sich nach dem Mond. Es findet am letzten Tag des Monats Chaitra und dem ersten Tag des Baisakh statt. Dabei wird dem Sieg über zwei Schlangendämonen in der Mahabharata (=„die große Geschichte der Bharatas“, indischer Heldenepos) gedacht. 

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