Ende Januar ist unser Reiseteam wieder gesund und munter nach Karlsruhe zurückgekehrt. In den vergangenen zwei Monaten auf Idjwi haben wir erfolgreich die Evaluation der vergangenen Projektphase durchgeführt, Absprachen mit unseren Partnerorganisationen über die Zukunft unseres Projekts gehalten und PROLASA bei der Wartung und Instandsetzung der Elektrik und Technik auf dem Industriecampus beraten. Unerwarteterweise stellte sich die technische Unterstützung als weitaus aufwendiger heraus als ursprünglich antizipiert und entwickelte sich im Laufe der Reise zu einer unserer Hauptaufgaben.
Während den ersten Tagen auf dem Industriecampus in Kalenge haben wir die Betriebe und die technischen Anlagen besucht, wobei uns immer wieder von Problemen mit der aktuellen Turbine berichtet wurde. Diese hat PROLASA bereits vor einigen Jahren angeschafft als vor Ort die Idee entstand ein Wasserkraftwerk zu bauen . Wasserkraftwerke müssen auf lokale Begebenheiten angepasst werden und die Bestandteile entsprechend dimensioniert sein. Da Standortinformationen, wie Durchfluss und Höhendaten damals nicht bekannt waren ist die Turbine generell nicht für den Standort geeignet. Dank zahlreicher Anpassungen der lokalen Techniker Josephat und André konnte die Turbine dennoch die letzten Jahre betrieben werden. Nachdem wir in der ersten Projektphase primär die elektrische Infrastruktur für industrielle Verbraucher aufgebaut haben, war unser Plan in der Projektphase 2 die Stromversorgung durch eine größere Fallhöhe und eine neue Turbinen-Generator-Gruppe zu verbessern. Unglücklicherweise konnte die Umsetzung der von uns geplanten zweiten Projektphase nicht durchgeführt werden, deren Teil die Installation einer neuen, optimal angepasst Turbine gewesen wäre.
Durch den starken Verschleiß der letzten Jahre sowie mangelhafte Ersatzteilqualität musste die Turbine in der letzten Zeit sehr häufig repariert werden. Dabei wurden die Reparaturen durch fehlende Werkzeuge und geringe finanzielle Mittel deutlich erschwert.
Darum haben PROLASA und EWB beschlossen gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen des Industriecampus eine Generalüberholung der Turbine durchzuführen und sie dadurch für die Übergangszeit betriebsbereit zu machen. In Kooperation mit dem Chefingenieur Josephat wurden die notwendigen Schritte ausgearbeitet. Primär sollte die Turbine an den geringeren Durchfluss und die höhere Belastung der Lager angepasst, sowie defekte Teile ersetzt werden. Ein neues Düsendesign berücksichtigt dabei die geringeren Durchflussmengen und die Kombination aus neuer Welle und neuem Lager sorgt für eine höhere Laufruhe.
Dank der großen Hilfe der gesamten Belegschaft des Industriecampus konnten wir die Umsetzung innerhalb von drei Wochen erfolgreich durchführen. Dabei wurde unser urch die praktischen Fachkenntnisse unserer kongolesischen Kollegen optimal ergänzt. Somit konnten auch unerwarteten Schwierigkeiten, wie Mangel an hochwertigen Werkzeugen oder Lieferprobleme am Kivusee, überwunden werden. Die überarbeitete Turbine ist nun seit Mitte Januar wieder im Betrieb. Neu ist, dass der Durchfluss der Düse flexibler auf die Regen- oder Trockenzeit angepasst werden kann. So kann das energetische Potential des Standorts weitaus besser genutzt werden als zuvor, was sich auch in der verfügbaren Leistung widerspiegelt. Da seit den Anpassungen konstant 16 kW abgerufen werden können, ist es möglich beispielsweise die Maschinen in der Saftfabrik damit zu betreiben, was vorher nur mit Hilfe der Dieselgeneratoren funktioniert hat.
Trotzdem ist es zu betonen, dass auch die verbesserte Turbine nur eine Übergangslösung darstellt. Um die Stromversorgung in Kalenge dauerhaft sicherzustellen ist es notwendig das Wasserkraftwerk zu ersetzen.
Darüber hinaus wurde auch eine Reihe an elektrischen Anpassungen vorgenommen, unter anderem die Errichtung von Hauserdungen und der fachgerechte Anschluss eines Dieselgenerators. Eine große Bereicherung für alle Beteiligten des Projekts stellt das neuartige, automatische Stromdatenerfassungssystem dar. Zukünftig wird der Datenlogger bei der Fehlerdiagnose, sowie zur industriellen Stromnutzungsplanung verwendet werden. Die aufgezeichneten elektrischen Daten werden zudem dem KIT zur Erforschung von Inselnetzen zur Verfügung gestellt.
Wir sind froh, dass wir trotz der Änderung im Projektablauf, mit PROLASA an der Sicherstellung der nachhaltigen Stromversorgung für Kalenge mitwirken können. Auf der zurückliegenden Reise konnten wir uns ein Bild von der Situation vor Ort machen und entscheidende Schritte unternehmen die zu gestalten.
In Zukunft werden wir weiter intensiv mit PROLASA zusammenarbeiten und die vergangene Reise legt den Grundstein für zukünftige Projekte und Zusammenarbeit.