Im letzten Herbst musste EWB den Ausbau des Wasserkraftwerks zunächst unterbrechen, da die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) angekündigt hat am selben Standort ein Wasserkraftwerk bauen zu wollen. Vor kurzem erreichte uns jedoch die Nachricht, dass sich erneute Änderungen ergeben haben und die DEZA den Ausbau des Kleinwasserkraftwerks doch nicht übernehmen wird. Bei Gesprächen mit unserem Projektpartner PROLASA wurde deutlich, dass der Bedarf für eine nachhaltige Stromversorgung jedoch weiterhin akut besteht. Deswegen haben wir nun gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen beschlossen, die ursprünglich geplante zweite Projektphase wieder aufzunehmen und somit den Ausbau des Kleinwasserkraftwerks umzusetzen. Dieser Blogeintrag gibt eine Übersicht über die Ereignisse des letzten Jahres sowie einen Ausblick auf unsere kommende Umsetzungsplanung.
Das Projekt
Die lokale Organisation PROLASA betreibt auf der Insel Idjwi in der Demokratischen Republik Kongo einen Industriecampus und unterstützt damit die wirtschaftliche Entwicklung kleiner Betriebe und Werkstätten. Da es auf Idjwi kein öffentliches Stromnetz gibt, hat PROLASA begonnen ein Kleinwasserkraftwerk zu bauen, um den Industriecampus mit Strom zu versorgen. Seit 2015 arbeiten wir gemeinsam an einer zuverlässigen und nachhaltigen Stromversorgung an unserem Projektstandort. In der ersten Projektphase im Herbst 2018 haben wir das Wasserkraftwerk fertigstellt und in Betrieb genommen.
In einer zweiten Projektphase haben wir den Ausbau des Wasserkraftwerks geplant, um dessen Leistung deutlich zu steigern und mehr Nutzer*innen mit Strom zu versorgen. Dafür sollte die Fallhöhe auf 115 Metern erhöht und eine neue Turbinen-Generator-Gruppe verbaut werden. Durch die vergrößerte Leistung soll die Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen weiter verringert werden.
Rückblick
Für die Realisierung der zweiten Projektphase hatten wir einen 6-monatigen Aufenthalt von Oktober 2021 bis April 2022 auf Idjwi angesetzt. Im Juni 2021 haben wir die Fertigung der Turbinen-Generator-Gruppe in Auftrag gegeben, damit diese rechtzeitig zum Baubeginn geliefert wird.
Mitte September 2021 haben wir die letzten Vorbereitungen für die Umsetzung getroffen, als uns die Nachricht erreichte, dass die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ein Wasserkraftprojekt am gleichen Standort umsetzen will. Die DEZA hatte zu dem Zeitpunkt eine Machbarkeitsstudie mit technischem Konzept für ein Wasserkraftwerk am selben Fluss ausarbeiten lassen. EWB, PROLASA und andere Beteiligte waren bis zu dem Zeitpunkt nicht über die Absichten der DEZA informiert. Statt der ursprünglich geplanten Umsetzungsreise haben wir uns dann im Oktober 2021 dazu entschieden eine kürzere Organisationsreise mit einem kleinen Teil unseres Teams anzutreten. Dabei haben wir einige offene Fragen bezüglich des geplanten Projektes der DEZA am selben Standort geklärt, die erste Projektphase und aktuelle Probleme in Gesprächen mit den Mitarbeitenden evaluiert, mögliche neue Projekteideen erörtert und den Zustand des bestehenden Wasserkraftwerks verbessert. Es wurde deutlich, dass der Bedarf einer zuverlässigen Stromversorgung nach wie vor sehr groß ist, dieser aber durch das Kleinwasserkraftwerk aktuell nicht gedeckt werden kann.
Die DEZA hat sich nun vom Projektstandort zurückgezogen und wird ihr Wasserkraftprojekt nicht umsetzen. Deshalb planen wir nun mit unseren Partnerorganisationen die Wiederaufnahme der ursprünglich geplanten Projektphase 2.
Ausblick
Unsere Arbeit ist geprägt von der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation PROLASA. Das Projekt „Hydroélectricité Idjwi“ behält die gleiche Zielsetzung: den Handlungsspielraum der Menschen vor Ort durch eine nachhaltige Stromversorgung zu vergrößern.
Unser letzter Aufenthalt auf Idjwi bestärkt unsere Überzeugung, dass die geplante zweite Projektphase der richtige Schritt ist. Der Ausbau des Kleinwasserkraftwerks in Projektphase 2 ermöglicht die Versorgung weiterer Betriebe und schafft so eine verlässliche, zukunftsfähige und nachhaltige Stromversorgung. Gleichzeitig wollen wir den interkulturellen Austausch im Rahmen des Projektes weiter fördern.
Wir haben das Projekt wieder aufgenommen und passen die bestehenden Planungen an die aktuellen Umstände an.
Wir freuen uns über den baldigen Beginn der Umsetzung!