Abwasserkonzept
Warum ein alternatives Abwasserkonzept?
Naheliegend wäre der Anschluss ans örtliche Kanalisationssystem. Eine zentrale Abwasserentsorgung wie sie in Deutschland üblich ist, gibt es aber in Eluthumadduval nicht. Folgendes Ziel der Sri Lankischen Regierung zeigt die Situation des gesamten Landes: bis 2015 sollen 3% der Bevölkerung an ein Kanalisationsnetz angeschlossen werden (Gamini, 2013).
Wir haben bereits in Deutschland viele dezentrale Lösungen unter verschiedenen Gesichtspunkten unter die Lupe genommen. Was ist am sinnvollsten, ökologisch nachhaltig, sozial verträglich, wirtschaftlich und für uns umsetzbar?
Innovative Abwassersysteme in Deutschland
Auch in Deutschland wird in Kreisen der Abwasserbehandlung über zukünftige nachhaltige Sanitärkonzepte diskutiert. Das Ziel liegt hierbei in der Steigerung der Ressourceneffizienz der Kanalisations- und Kläranalgensysteme, sowie einer verbesserten Wiederverwendbarkeit von Abwasserinhaltsstoffen, sodass geschlossene Stoffkreisläufe entstehen.
Unter den Begriffen Neuartige Sanitärsysteme (NASS), Ecological Sanitation (EcoSan) oder Sustainable Sanitation werden entsprechende ökologische, kreislauforientierte Systeme zur Abwasserbewirtschaftung und Sanitärversorgung zusammengefasst. Die Einführung dieser Systeme weist auf einen Paradigmenwechsel in der Siedlungswasserwirtschaft hin: Fäkalien und häusliches Abwasser werden als Wertstoffe betrachtet, welche wiedergewonnen und einem natürlichen Stoffkreislauf zurückgeführt werden können.
Insbesondere ist dafür eine Trennung der Wasserströme vorgesehen. Konventionelle Abwassersysteme sind Mischsysteme in denen Schmutzwasser-, Fremd- und Regenwasser in einem Kanal abgeführt werden und entsprechend undifferenziert aufbereitet werden müssen. Auch gehören Trennsysteme, in denen zumindest Schmutzwasser und Regen- und Fremdwasser in getrennten Kanalsystemen abgeleitet und differenziert aufbereitet werden zu den konventionellen Abwassersystemen. Neuartige Sanitärsysteme nehmen eine tiefer gehende Differenzierung der Abwasserströme vor.
Mit der Publikation “Brauchen wir in Deutschland neuartige Sanitärsysteme?” weist die “Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA)” in die Zukunft deutscher Abwassersysteme. Neben der Mülltrennung könnte auch die Abwassertrennung in Deutschland Einzug halten. Der DWA spricht in seiner Publikation ebenso Deutschlands Einfluss auf “…die Länder, die Deutschland als Vorbild für technische und nachhaltige Entwicklungen ansehen…” (Münch et al., 2010) an. Daraus leiten sie eine Verantwortung Deutschlands ab, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Abwassersysteme zu entwickeln. Implizit drückt sich dies im folgenden Zitat aus:
“Weltweit finden starke Urbanisierungsprozesse und ein hohes Bevölkerungswachstum statt. Mehr und mehr Menschen wollen am „westlichen“ Wohlstand teilhaben und verändern dabei auch ihre Essgewohnheiten, was unter anderem einen höheren Düngerbedarf zur Folge hat. Auch die sanitären Einrichtungen und die Abwasserentsorgung in den Städten sind dabei einem starken Wandel unterworfen. Nach heutigen Erkenntnissen ist es jedoch weder möglich noch erstrebenswert, unser System der Schwemmkanalisation mit zentraler Abwasserreinigung weltweit einzusetzen, da es nicht ökonomisch mit Ressourcen umgeht und verhältnismäßig teuer ist.“ (Münch et al., 2010)
Eine Trennung der Abwasserströme und dezentrale Abwasserreinigungen scheinen also auch in Deutschland im Zeichen des Fortschritts zu stehen. Ihre Bekanntheit beschränkt sich allerdings meist noch auf Fachkreise und einzelne innovative Wohnquartiere.
Urine Diverting Dry Toilet
Die Urine Diverting Dry Toilet (UDDT) ermöglicht eine solche Trennung und differenzierte Aufbereitung der unterschiedlichen Stoffströme und sie operiert ohne Wasser. Eine besondere Kloschüssel bzw. Hockklo-Schüssel ermöglicht beim Benutzen Urin und Fäkalien zu trennen. Der separat gesammelte Urin ist keimfrei und gesundheitlich unbedenklich. Daher kann er verdünnt mit Wasser als Dünger in der Landwirtschaft verwendet werden. Die Fäkalien werden in einem trockenen Behälter oder Kammer unterhalb der Toilette gesammelt. Nach dem Klogang folgt den Fäkalien anstelle von Wasser aus der Spülung ein wenig Asche, Kalk, Sägespäne, Blätter oder Sand. Diese Zusatzmittel nehmen einen Teil der Feuchtigkeit auf. Eine gute Durchlüftung der Kammer und erhöhte Temperaturen tragen ebenfalls zur Dehydrierung der Fäkalien bei. Dies führt insgesamt zu einer Reduktion der Masse, dem langsamen Absterben von Krankheitserregern und einer verringerten Geruchsbildung. Wurden die Feststoffe unter solchen Bedingungen über mindestens 12 Monate aufbewahrt, können sie anschließend dem Boden als gesundheitlich unbedenkliche Nährstoffquelle zurückgeführt werden (World Health Organization, 2006).
Auf diese Weise werden die anderen Stoffströme nicht mit Krankheitserreger enthaltenen Fäkalien vermischt, sodass sie direkt in ein Berieselungsfeld geleitet werden können, wo sie versickern und verdunsten. Dieses Abwassersystem führt also dem Boden wertvolle Nährstoffe zurück, es hat einen geringeren Wasserverbrauch und verhindert die Kontamination des Grundwasser mit Krankheitserregern. Seine Funktionsweise und sein einfacher Aufbau machen es zu einer wirtschaftlichen und ökologisch nachhaltigen Lösung.
Warum nun UDDT in Eluthumadduval?
Der Bau von Trockentoiletten gibt uns die Möglichkeit ein nachhaltiges, ökologisch und ökonomisch vertrebares Abwasserkonzept in Eluthumadduwal einzusetzen. Wir können damit einen geschlosseneren Stoffkreislauf einrichten. Wir können die Belastung des Grundwassers reduzieren, den Wasserverbrauch senken und vor allem bringen wir ein System, dessen Funktionsweise und Nachbaubarkeit einfach ist, also seine Nachahmung groß sein kann. So leisten wir, zusätzlich zum wirtschaflichen Aufschwung durch den Betrieb, ein Beitrag zur Nachhaltigen Entwicklung der Region hinsichtlich ihrer sanitären Anlangen und dem Schutz des Grundwassers.
Bei gegebenem Entwicklungsstand in Eluthumadduwal gehen wir davon aus, dass es uns möglich sein wird, auf Akzeptanz bei der Bevölkerung für diese Form der sanitären Anlagen zu stoßen. Dies ist unterstützt durch die offensichtliche Dringlichkeit das Grundwasser auf der Jaffna Peninsula vor übermäßiger Förderung, sowie der Belastung durch unzureichende Abwasserklärung zu schützen (International Water Management Institute (IWMI), 2013).
Quellen
- Gamini, E. P. H. S. (2013). Challenges in the Water Sector and Wastewater Sector.
- International Water Management Institute (IWMI), I. (2013). Proceedings of the National Seminar on Groundwater Governance in Sri Lanka, Colombo, 15 August 2013.
- Münch, E., Wendland, C., Stich, G., Panzerbieter, T., Bender, M., Geiler, N., … Stäubel, J. (2010). Brauchen wir in Deutschland neuartige Sanitärsysteme?
- World Health Organization. (2006). WHO Guidelines for the Safe Use of Wastewater, Excreta and Greywater: Volume IV – Excreta and Greywater use in Agriculture