Gocha Gomole Lokale Konflikte machen es uns unmöglich Trinkwasser bereit zu stellen
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Status

Abgebrochen

Begonnen

Mai 2014

Beendet

November 2015

Mitgliederzahl

20

Land

Äthiopien

Ort

Gocha Gomole

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Status

Abgebrochen

Begonnen

Mai 2014

Beendet

November 2015

Mitgliederzahl

20

Land

Äthiopien

Ort

Gocha Gomole

Wider Erwarten lehnen einige Dorfbewohner Gochas das Verteilungskonzept ab – anstatt das kostbare Wasser mit Gomole zu teilen, soll nur ihr eigenes Dorf mit Wasser versorgt werden. Nach vielen Diskussionen und Meetings in den vergangenen Wochen wird nun ein alternativer Bohrstandort einige hundert Meter entfernt auf Gomole-Territorium untersucht.

Wider Erwarten lehnen einige Dorfbewohner Gochas das Verteilungskonzept ab – anstatt das kostbare Wasser mit Gomole zu teilen, soll nur ihr eigenes Dorf mit Wasser versorgt werden. Nach vielen Diskussionen und Meetings in den vergangenen Wochen wird nun ein alternativer Bohrstandort einige hundert Meter entfernt auf Gomole-Territorium untersucht.
Die Vorgeschichte kurz zusammengefasst: Dass die Verteilung von Wasser in Gebieten starker Trockenheit ein heikles und sensibles Thema ist, war uns bereits vor Antritt unserer Reise bewusst. In den letzten Wochen lernten wir zu verstehen, was das bedeuten kann. Zwischen den benachbarten Dorfregionen Gocha und Gomole herrscht schon seit mehreren Jahren ein angespanntes Verhältnis, das mit Streitigkeiten um Ackerland begann. In den darauffolgenden Jahren trugen Korruption und ungleiche Behandlung der Behörden dazu bei, dass sich eine generelle Abneigung zwischen den Dörfern entwickelte. Der ursprünglich geplante Bohrungsstandort befindet sich auf dem Dorfgebiet Gochas. Um beiden Dorfgemeinden die Angst vor einer Benachteiligung zu nehmen, wurde uns bei unserer vergangenen Projektreise im Frühling ein neues Konzept von unseren lokalen Partnern vorgeschlagen, das vorsieht, das Wasser zuerst auf neutrales Gebiet zu König Kalla zu pumpen und es von dort aus zu gleichen Teilen in die beiden Dörfer zu leiten. Trotz dieses Kompromisses war es uns in den letzten Wochen nicht möglich, die Bewohner Gochas davon zu überzeugen, dass dieses Konzept eine faire und gerechte Lösung des Wasserproblems darstellt.

Was in den letzten Wochen geschah: Während wir täglich bei Begegnungen in Gocha von den Frauen und Kindern hörten, dass sie den Brunnen sehnsüchtig erwarten, waren bei offiziellen Treffen mit Vertretern der Gemeinde von einigen Männern gänzlich andere Stimmen zu vernehmen: Ihrer Meinung nach soll zuerst nur Gocha mit einer eigenen Leitung versorgt werden. Wenn sich dann zeige, dass noch Wasser „übrig“ sei, könne der Rest nach Gomole geleitet werden. Bei mehreren Meetings mit der Gocha-Community bekamen wir jedoch den Eindruck, dass diese Aussage viel mehr auf der Auffassung beruht, dass kein Wasser, das auf ihrem Territorium gefördert wird, an die unbeliebten Nachbarn in Gomole verteilt werden soll. Wie verhärtet die Fronten vor allem zwischen den entscheidungsberechtigten Männern beider Dörfer sind, überraschte auch unsere lokalen Partner, die uns in den Monaten der Vorbereitung nicht über diesen Konflikt informiert hatten. Umso wichtiger war es für uns demnach, alle Details über die Streitigkeiten zwischen den Dörfern zu erfahren und beide Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Wir versuchten also gemeinsam mit Regierungsvertretern, König Kalla und den „Intellectuals“ Gochas die Männer des Dorfes davon zu überzeugen, dass das Wasserprojekt unabhängig von den territorialen Konflikten zu betrachten ist und wie sehr es die Lebensbedingungen in Gocha langfristig verbessern wird. Um auf die Ansprüche, Wünsche und Ängste der Vertreter Gochas besser eingehen zu können, wurde ein Treffen mit allen Partnern sowie Vertretern beider Dörfer einberufen. Dort wurde ein neu ausgearbeitetes Konzept einer Wasserverteilung vom Bohrstandort zu jedem der Dörfer über zwei separate Leitungen vorgestellt und erörtert. Dieser Vorschlag geht auf die Forderungen Gochas nach einer eigenen Steigleitung vom Bohrloch ein, wurde jedoch während der vierstündigen Diskussion von den Vertretern Gochas selbst wieder abgelehnt. Ihrer Meinung nach dürfe keine zweite Steigleitung Wasser in das Nachbardorf liefern. Eine klare Begründung und Argumentation dafür wurde auch nach mehrmaliger Nachfrage nicht gegeben. Der Einschätzung König Kallas nach ist dies darauf zurückzuführen, dass einige einflussreiche Männer Gochas aufgrund persönlicher Abneigungen die Vertreter und die Community davon überzeugt hatten, das Wasser nicht mit den Nachbarn zu teilen. Diese Männer zählen zu den wenigen reichen Personen Gochas, die selbst kaum von den Auswirkungen der Wasserknappheit betroffen sind.
Wir tun uns sehr schwer mit dem Gedanken, dass diesen Männern anscheinend die Streitigkeit um zwei Hektar Land wichtiger zu sein scheint, als für sie und ihre Familien endlich ausreichend sauberes Wasser zu erlangen. Doch nicht nur wir, sondern auch unsere Partner, die Vertreter Gomoles sowie viele Bewohner Gochas selbst können die Ablehnung einer gemeinsamen Wassernutzung nicht nachvollziehen.
Für uns ist die Zustimmung und absolute Unterstützung aller Beteiligten dieses Projekts jedoch Voraussetzung für die Implementierung, da wir sonst die Nachhaltigkeit und somit Erfolg und Nutzen des Projekts nur schwer einschätzen können. Da der Vorschlag, das Projekt gegen die erwähnten Widerstände durchzusetzen, für uns keine Option darstellt, kam eine alternative Idee durch König Kalla, die Regierungsvertreter und die KDA auf. Um die Idee einer friedlichen und nachhaltigen Teilung des Wassers weiter zu verfolgen, kann der Bohrstandort um einige hundert Meter auf das Territorium Gomoles verschoben werden. Mit der Zusage, dass die Bewohner Gomoles auch nach den bisherigen Diskussionen bereit sind das Wasser zu teilen, haben wir in den Tagen nach besagtem Treffen viele Diskussionen und Gespräche innerhalb unserer Gruppe geführt, um diese und weitere Optionen des zukünftigen Projektverlaufs abzuwägen. Dabei wurden technische und vor allem moralische Fragestellungen intensiv diskutiert.
Die extreme Situation, unter der die Menschen hier leiden und die Hoffnung, die sie in unsere Arbeit setzen, bestärken jeden von uns, alles in unserer Macht stehende zu tun, um das Projekt erfolgreich umzusetzen. Die Änderung des Bohrstandortes ist an einige Voraussetzungen geknüpft, die wir gemeinsam mit unseren Partnern in den nächsten Tagen abklären: Die Gemeinschaft Gomoles ist weiterhin bereit das geförderte Wasser zu teilen und Gocha ist mit dieser Implementierung einverstanden. Zusätzlich zu den politischen Voraussetzungen wird der neue Bohrstandort in Gomole durch ausführliche Geoelektrik-Messungen auf die Ergiebigkeit einer Brunnenbohrung untersucht. Bezüglich der Untersuchung des Untergrunds wurde Shimeles Kebede, Hydrogeologe aus Addis Abeba, bereits kontaktiert und für die Durchführung der Messungen noch in dieser Woche beauftragt. Der erschwerte Zufahrtsweg zum Bohrstandort wird zurzeit geplant und kann mit der vollen Unterstützung aller Bewohner bald beginnen. König Kalla, der vor seinem Amtsantritt als Straßenbau-Ingenieur gearbeitet hat, koordiniert die Planung und Durchführung dieses Vorhabens. Das neue Konzept wird in den folgenden Tagen beiden Dorfgemeinschaften vorgestellt, um Verständnis und Akzeptanz zu erlangen.
Trotz verrinnender Zeit unseres Aufenthalts in Konso stehen wir der Bohrung an einem neuen Standort in Gomole sehr positiv gegenüber und verfolgen weiterhin die Idee einer fairen und friedlichen Verteilung des Wassers an Gocha und Gomole. Der Abbruch des Projektes oder eine Implementierung ohne die Zustimmung jeglicher Beteiligten ist für uns kaum vorstellbar. Die Bereitschaft Gomoles, trotz der Vorgeschichte das Wasser fair zu teilen, kann einen großen Beitrag zur Konfliktlösung leisten und der Grundstein für ein friedliches Zusammenleben sein. Wir sind uns der großen Verantwortung unserer gesamten Projektarbeit bewusst und überzeugt, dass die Änderung des Bohrstandortes eine nachhaltige und faire Lösung darstellt.

Das Team und Kalla
Das Team und Kalla

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