„Jebale!“ nochmal! Die Antwort hierauf wäre „Kale“, was soviel wie „Mir geht’s gut“ bedeutet. Nach unserer ersten Woche in Kinyo würden wir gerne unsere bisherigen Erfahrungen und Eindrücke mit euch teilen.
Wie bereits in unserem ersten Blogpost angeklungen, wurden wir mit großer Gastfreundschaft aufgenommen. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten, Gottesdienstbesuchen und beim Spielen mit den Kindern genießen wir die Gemeinschaft und lernen uns gegenseitig immer besser kennen. Kinyo ist ein wunderschöner Ort, umgeben von grünen Feldern, Hügeln und Wäldern. Der malerische Blick auf den Viktoria See gleicht einem Postkartenmotiv, und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Wir verbringen viel Zeit mit der Managerin Harriet und der Buchhalterin Brenda, die uns in das Leben vor Ort einführen. In den Gesprächen mit ihnen lernen wir viel über die lokalen Strukturen der L’ESPERANCE Children’s Aid sowie die großen und kleinen Herausforderungen bei der Organisation des Kinderheims, der Schule und der Farm. Auch in einem offiziellen Treffen mit den Lehrkräften wird offen über diese Herausforderungen gesprochen. Wir sind einerseits betroffen, dass es an vielen Stellen an nötigen Ressourcen fehlt, freuen uns aber über die Transparenz und das uns entgegengebrachte Vertrauen. Wir spüren, dass den Menschen hier die Schule und die Kinder am Herzen liegen.
Nicht nur beim Personal, sondern auch bei den Kindern durften wir uns offiziell vorstellen. Mit Freude erklärten wir ihnen, wie sich das EWB-Logo auf unseren T-Shirts zusammensetzt: Die Brücke als Symbol für technische Arbeit und die Weltkugel als Zeichen für die Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg. Das Eis brach endgültig, als unser Mitbringsel, ein Fußball, von Gregor auf das Feld geworfen wurde. Kurz danach rannten dutzende Kids, der Pastor Peter und ein paar außer Puste geratene Muzungus, wie weiße Leute hier genannt werden, stundenlang über die Wiese und schossen fleißig Tore. Seitdem sind Spiele mit den Kindern fester und stets lustiger Bestandteil unseres Alltags.
Auch bezüglich unseres potenziellen Bauprojektes sind wir diese Woche deutlich vorangekommen. Wir wurden von Harriet bereits durch das 215 acres große Landstück geführt, um die Wasserleitungen, das Tankhaus und die Wasserquellen zu besichtigen. Diese versorgen ganz Kinyo und Teile der umliegenden Community mit fließendem Wasser. Auch die Schule selbst haben wir bereits besichtigt und vermessen. Wir waren überrascht, wie wenige Toiletten für die insgesamt 240 Schüler:innen und das Schulpersonal vorhanden sind – zusätzlich noch alle im selben Gebäude, was durch die Lehrkräfte gegenüber den Kindern als entwürdigend wahrgenommen wird. Im Zuge dessen fiel uns auch auf, dass an den bestehenden Toiletten die Abluftrohre fehlten. Daher besorgten wir einige Materialien dafür und installierten diese mit Hilfe des Bauingenieurs Moses. Der erste Schnuppertest bestätigt: Dadurch hat sich zumindest das Geruchsproblem spürbar verbessert.
In einem ausführlichen Gespräch mit Moses und Harriet legten wir zudem die Arbeitsweise von Engineers Without Borders als studentische Hochschulgruppe dar. Darauffolgend unternahmen wir gemeinsam erste Überlegungen bezüglich des Bedarfs und der möglichen Umsetzung eines Projektes im Toilettenbau an der Schule.
Doch nicht nur in Kinyo ging viel voran. Auch an unserem alten Projektstandort im Osten Ugandas, Iyolwa, wurde gearbeitet. So reiste ein Teil der Gruppe für insgesamt vier Tage dort hin und lernte unseren ehemaligen Projektpartner kennen. Dort tauschten sie den defekten Wechselrichter an einem der alten Projekte aus und packten eine Menge der Materialien und Werkzeuge ein, die noch von den bereits abgeschlossenen Projekten dort untergebracht waren. Viele Stunden ruckeliger Fahrt auf einem vollgepackten Transporter – und dann durfte in Kinyo alles wieder ausgeladen, durch eine Inventarliste festgehalten, und im neuen Lagerraum verstaut werden. Auch haben wir an beiden Standorten bereits Wassertests durchgeführt, um die Qualität des vorhandenen Trinkwassers zu überprüfen.
Im Rahmen der Erkundung kommen wir also inhaltlich gut voran. Dabei ist es besonders schön, dass auch die soziale Komponente nicht zu kurz kommt. Mit Harriet und Brenda lachen wir stets viel wenn wir gemeinsam in der Küche beim Essen sitzen. Auch durften wir am Lagerfeuer und in der Kirche ein „special Item“ vorsingen: Die Kinder haben den Refrain von „Laudato Si“ erstaunlich schnell gelernt, sodass der Klang bald nicht mehr dem einer kleinen 7er-Akapella-Gruppe, sondern dem eines vollständigen Chores entsprach. Zum Glück ist Flo aus unserer Reisegrupppe nicht wasserscheu: Anlässlich seines Geburtstages wurde er von kreischenden Kindern gemäß ugandischer Tradition eimerweise mit „Bless Water“ überschüttet – eine nasse Angelegenheit.
Leider stellen wir mit Erstaunen fest, wie schnell die Zeit vergangen ist. In der verbleibenden Woche wollen wir vor allem die letzten offenen Fragen klären, weitere Kontakte knüpfen und tiefer in die Toilettenplanung einsteigen.