Bei den Klängen von „The Final Countdown“ steigert sich jeden Morgen unsere Vorfreude auf die Baustelle wie in einem tranceähnlichen Zustand in pure Euphorie. Ein Song, der als einfache Anzeige der Abfahrtszeit dient, lässt das Technikerherz höher schlagen. Wieder wartet ein spannender Baustellentag auf uns mit einem eingespielten und hochmotivierten Team, herausragenden Werkzeugen von unseren großzügigen Unterstützern in einer atemberaubenden Kulisse, die von den wohl gastfreundlichsten Menschen bevölkert wird.
Doch zu unseren Projekten gehört nicht nur das Betonieren und Mauern. Eine konsequente Struktur von Konzept über geeignete Betriebsräume bis hin zum Betriebserzeugnis und Absatz stellten uns bereits bei unserem vorherigen Projekt, dem Bau einer Bäckerei für die Beschäftigung von Kriegswitwen, vor neue Herausforderungen. Bei der Errichtung eines Aquaponicssystems haben wir es uns nicht gerade leichter gemacht.
Um einen langfristigen und nachhaltigen Betrieb sicherzustellen, reisen wir durch das ganze Land, treffen uns mit charismatischen und erfolgreichen Menschen unterschiedlichsten Ursprungs und lernen die Mentalität der sri-lankischen Geschäftstätigkeit kennen. Mit diesem Hintergrund beginnt die Reise von Julian und Felix.
Die Reise beginnt am Busbahnhof von Padiyathalawa; es gibt keine Abfahrtszeiten und jegliche Schrift ist in Sinhala. In einem Glas umringten Raum sitzt eine Person, sie wackelt mit dem Kopf bei der Erwähnung von „Matara“. Wir warten ahnungslos mit einer inneren Ruhe, die wohl vollkommen der deutschen Mentalität widerspricht. Wie sehr wir uns nach zweieinhalb Monaten an die sri-lankische Kultur angenähert haben, wird uns erst bewusst, als es plötzlich rasant zu geht und wir samt Hemd, sri-lankischem Männerrock und Lederlatschen in einen Bus verfrachtet werden.
Matara ist eine touristische Stadt im Süden Sri Lankas. Sie ist 250 km und damit etwa eine Tagesreise von Padiyathalawa entfernt. Sie beherbergt die University of Ruhuna. Es ist die Universität von Madhuwinda, eines Agrarstudenten, der aus Padiyathalawa stammt und uns über den Campus führt. Wir besuchen die Faculty of Agriculture und die Faculty of Fisheries and Marine. Die Heads of Faculty, Dozenten und Forschenden sind sehr interessiert an unserem Projekt. Einzelne ihrer Fachbereiche beschäftigen sich ebenfalls mit Aquaponicssystemen. Ein kommerzielles System wurde allerdings noch nicht etabliert. Nachdem der Grundstein für eine Kooperation mit der Universität gelegt ist, machen wir uns auf den Weg in die Hauptstadt Colombo.
Dort treffen wir auf Lea und Leo, die bereits seit Tagen im Gespräch mit Zulieferern, Betriebsgründern und Ingenieuren stehen. In dieser wild pulsierenden Millionenstadt, die durch internationale Handelswege, Innovation und Unternehmertum das Herz von Sri Lanka ausmacht, schafft es nur Leo den Überblick zu bewahren. Leo, der bereits beim vorherigen Projekt das Land bereist hat, kann sich mittlerweile zu den Urgesteinen der sri-lankischen Gründerszene zählen. Sein unternehmerischer Scharfsinn wird nur von seinem eigenen imposanten Bart übertroffen, der sich als Symbol für wohlbedachten Tatendrang in die Köpfe der Menschen einprägt. Ebenso einprägsam sollen die Prinzipien und Werkzeuge für den Betrieb eines Aquaponicssystems an die Gesellschaft von Sri Lanka weitergegeben werden. Deshalb arbeiten Lea und Leo an einer langjährigen Kooperation zur lokalen und nationalen Verbreitung des Aquaponicsprinzips und zur Schulung und Weiterbildung von Angestellten.
Bei dieser Unmenge an Inhalten beweist sich Lea als wahres Naturtalent beim Filtern und Aufbereiten von Informationen. Unbeeindruckt von charismatischen Rednern, emotionalen Ansprachen oder faszinierenden Geschichten schafft sie es mit einer unübertroffenen Selbstverständlichkeit, die entscheidenden Dinge klar und präzise darzustellen. Diese klare Linie und ihr Auge für’s Detail findet sich täglich in aufwendig aufbereitetem Medienmaterial wieder. Durch Blogeinträge, Bilder, Videos, unsere WM-Aktion und unseren neuen Instagram-Account werden die unterschiedlichsten Menschen angesprochen um ihnen unser gemeinsames Ziel zu vermitteln. Den Menschen zu Hause einen Einblick in unsere Arbeit zu geben und die Möglichkeit ein Teil dieses Projektes zu werden ist uns im besonderen Maße wichtig.
Grüße aus Sri Lanka
Euer Lankaponics -Team