Lankaponics Aquakultur & Hydroponik
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Status

Abgebrochen

Begonnen

Januar 2017

Beendet

August 2020

Mitgliederzahl

47

Land

Sri Lanka

Ort

Padiyathalawa

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Status

Abgebrochen

Begonnen

Januar 2017

Beendet

August 2020

Mitgliederzahl

47

Land

Sri Lanka

Ort

Padiyathalawa

Ein langjähriges Projektmitglied berichtet von seinen ersten Eindrücken in Sri Lanka und darüber, was die Gruppe in den ersten Tagen der Erkundungsreise alles erlebt hat. Vom Verkehrschaos in Colombo bis hin zu riesigen Waranen!

Schwüle Hitze, lärmendes Verkehrschaos, welches gleichzeitig geregelt und vollkommen willkürlich erscheint, und Menschen, die einem interessierte Blicke zuwerfen. Hatte ich nicht eben noch im Flugzeug gesessen und im Halbschlaf den neuesten Marvel Film geschaut? Jetzt finde ich mich in einem Bus wieder, eingequetscht zwischen einer Frau, deren Kopf auf meiner Schulter ruht, und dem Fenster. Vor mir der Berg Rucksäcke und Taschen, die Annika, Sebastian und ich mit uns führen.

Nach der Ankunft am Flughafen geht alles vergleichsweise schnell. Visum ausfüllen, im Duty Free Shop noch ein paar Leckereien kaufen, Geld abheben, SIM-Karte kaufen und raus auf den Vorplatz. Rein in den Bus und raus aus der feuchten Hitze. Ab auf die Autobahn und wenig später rein in den halsbrecherischen Verkehr Sri Lankas. Busse scheinen die Alphatiere dieser Straßen zu sein. Es wird überholt, rechts, links oder einfach durch die Mitte. Ein Hupen scheint hier alles zu legitimieren. Hupen bedeutet hier also: „Bitte, Danke, Achtung, Lass mich durch!“, ich bin mir teils selbst nicht so ganz sicher, wer hier wegen was hupt. Doch so willkürlich und gefährlich wie es erscheint, ist es nicht. Die Menschen nehmen trotz ihrer anarchischen Fahrweise aufeinander Rücksicht. Überwältigt von Müdigkeit und neuen Eindrücken schließe ich alsbald die Augen und döse im Halbschlaf vor mich hin, das Konzert aus Hupen, Menschen und viel zu lauter Musik immerwährend im Ohr.

Als ich wieder aufwache, befinden wir uns im Herzen von Colombo. Ich schaue aus dem Fenster und erblicke einen Markt, auf welchem sich Stand an Stand reiht. Manche nur so breit wie die Person, die darin arbeitet. Taschen, Gemüse, Handys, Teigspezialitäten, Kunst, Lose, Souvenirs. Hier wird wirklich alles verkauft. Die Orientierung habe ich schon lange verloren aber bald kommen wir am Busbahnhof an und steigen aus. Hier scheint Endstation zu sein. Jetzt stehen wir da, unschlüssig wie es weiter gehen soll. Wir müssen zum Department of Immigration, unsere Visa verlängern. Ein Tuk-Tuk Fahrer kommt auf uns zu und will wissen, wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Wir feilschen ein wenig mit ihm um den Preis und einigen uns nach kurzer Zeit. Immer noch viel zu teuer, darüber sind wir uns einig, aber wir sind müde und wollen den Tag hinter uns bringen. Also los. Zurück in das Chaos des Hauptstadtverkehrs. Als wir ankommen sitzt mein Herz um einiges tiefer und schlägt wesentlich schneller. Der Verkehr hier macht einen wirklich fertig.

Jetzt rein ins Department of Immigration, Visum verlängern und dann schnell weiter. Unser Ziel ist das Haus unseres Projektpartners Janaka Kosgolla, der in Padukka, etwa eine Stunde Busfahrt östlich von Colombo, wohnt. Über Google Maps suchen wir uns eine Verbindung raus und gehen aus dem Gebäude raus. Die Bushaltestelle sollte vorne rechts an der Straße sein, doch da ist nichts. Wir suchen, doch finden kein Schild oder sonst einen Hinweis, der uns verraten würde, wo der Bus hält. Kurz darauf sehen wir ihn durch den Verkehr ankommen und spontan winke ich ihm zu. Der Bus fährt an die Seite, wir steigen ein, und weiter geht’s. Aha. So geht das hier also. Und da finde ich mich jetzt wieder. Den Kopf der Frau neben mir auf der Schulter, meinen eigenen gegen das Fenster gelehnt, die Rucksäcke zwischen den Beinen. Hunger und Durst überkommen mich und ich frage Annika nach dem Beutel mit Essen. Ich nehme mir eine der Teigtaschen heraus und beiße beherzigt rein. Tränen! Annika und Sebastian schauen zu mir herüber und grinsen mich an. Sie waren schon mal hier, sie wissen was los ist. Scharfes Essen war nie mein Ding, aber hier werde ich wohl wenig Wahl haben. Also esse ich weiter. Bald darauf fallen mir die Augen zu und ich döse wieder einmal zu der klangvollen Melodie des Straßenlebens von Colombo vor mich hin.

Als ich wieder aufwache ist es dunkel geworden. Es regnet. Ich schaue auf mein Telefon und merke, dass wir bald aussteigen müssen. Ich ziehe an einem Seil, welches unter der Decke verläuft, vorne läutet eine Klingel und der Busfahrer drückt auf die Bremse.

Schon stapfen wir mit unserem Gepäck an der Straße entlang durch den Regen und rufen Janaka Kosgolla, unseren Projektpartner, an. Kurz darauf sind wir an seinem Haus, wo wir auch auf Manyl treffen. Unsere Stimmung bessert sich und es gibt ein großes Hallo, man hat sich ja schon lange nicht mehr gesehen. Manyl seit zehn Tagen, Janaka Kosgolla seit über einem Jahr. Wir werden mit Kottu, ein Gericht aus klein gehacktem Pfannkuchen mit Gemüse und Ei begrüßt. Gegessen wird hier natürlich mit der Hand. So ungewohnt wie es am Anfang auch ist, ich gewöhne mich daran und eigentlich ist es ja auch viel einfacher, so zu essen. Nach dem Essen sitzen wir noch beieinander und plaudern. Über Sri Lanka, über Deutschland, über Essen und Trinken, Musik und Filme, über Arbeit und Freizeit, bis wir uns irgendwann übermüdet auf unserem Matratzenlager schlafen legen.

8:00 Uhr. Blinzelnd wache ich auf. Um mich herum schlafen noch alle. Nach einer ausgedehnten Dusche setze ich mich raus auf den Balkon und lese ein wenig. Schon jetzt knallt die Sonne, es wird merklich wärmer und der Beton der Balustrade ist schon unangenehm heiß. Als die anderen wach werden, gibt es erstmal Frühstück. Rührei und Marmelade auf Toastbrot. Nichts Scharfes dabei.

Wir haben schon aus Deutschland Termine vereinbart, um hier Leute und Organisationen zu treffen und Informationen zu sammeln. Darum geht es bei dieser Reise: Eine Erkundungsreise, keine Bauphase. Die Termine haben wir uns gleich in die erste Woche gelegt, um die Zeit in Colombo zu nutzen, bevor es in den Projektort Padiyathalawa im Landesinneren geht. Dementsprechend stehen heute und morgen schon die ersten Termine an: Treffen mit verschieden Experten in den Bereichen Social Enterprise, Landwirtschaft und alternative Anbaumethoden. Wir tauschen uns über das Projekt aus und gehen mit neuen Informationen aus den Gesprächen, die es jetzt auszuwerten gilt. Außerdem besuchen wir auch eine Technikmesse in Colombo, um neue Kontakte zu knüpfen. Vor Ort treffen wir nun endlich auch auf Aaron, der am Morgen angekommen ist. Nach einer großen Begrüßung und gegenseitigem auf den neuesten Stand bringen gehen wir auf die Messe, treffen Firmen und tauschen uns über das Projekt aus.

Am dritten Tag gehen Annika und ich einkaufen. Wir sind auf der Suche nach Brot, Gemüse und natürlich nach Kokosnüssen. Annika schnappt sich einen Rucksack, ich greife mir meine Kamera und wir begeben uns zu Fuß auf Erkundungstour. Wir kommen zu einer Brücke, ich habe mich gerade in ein Haus am anderen Ufer verguckt und bleibe stehen, um die Szene abzulichten, da ruft Annika mir zu. Stumm zeigt sie aufs Wasser; ihre Augen spiegeln Ungläubigkeit. Ich verstehe nicht ganz was Sache ist und schaue hinab auf das Wasser. Man erkennt die Felsen im Wasser und abgehoben davon schwimmt ein schwarzer Umriss. Ein riesiger Waran in freier Wildbahn! Doch er verschwindet hinter einem ins Wasser hängenden Baum. Als wir dort stehen und das Wasser um den Baum scannen hält hinter uns ein kleiner Lastwagen an. Ein Mann steigt aus, schenkt Annika eine kleine Buddha Statue und möchte ein Foto mit ihr machen. Danach fragt er uns wo wir herkommen, wie uns Sri Lanka gefällt und verabschiedet sich dann wieder. Verwundert über die Situation packen wir den Buddha vorsichtig im Rucksack und gehen einkaufen. Ein paar Tage später werden wir ihn, genau wie der Mann, der uns die Statue geschenkt hat, in unserem Auto anbringen.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Organisation und Dokumentation von bisher gesammelten Informationen, bis nachmittags Sabrina und Moritz zu uns stoßen. Somit ist unsere Gruppe komplett.

Am Morgen darauf verabschieden sich Annika, Manyl und Sebastian nach Padiyathalawa, um das Haus dort zu beziehen und Vorbereitungen vor Ort zu treffen. Der Rest von uns bleibt noch ein paar Tage in Colombo. Die nächsten Tage sehen immer recht ähnlich aus. Moritz und Aaron fahren nach Colombo, treffen Organisationen um Informationen zu vergleichbaren Projekten zu sammeln und sie als zusätzlichen Partner für das Projekt zu gewinnen. Des Weiteren trafen wir uns auch abseits potentieller Partner mit vielen Leuten und Organisationen, die sich im Bereich der Betriebswirtschaft, Landwirtschaft, Hydroponics oder sogar Aquaponics auskennen. Unser Ziel war es, uns einerseits fortzubilden und andererseits unser Netzwerk in Sri Lanka weiter zu vergrößern um von dem Wissen jener Experten zu profitieren.

Währenddessen sitzen Sabrina und ich bei Janaka Kosgolla zu Hause und beschäftigen uns mit der Wasserversorgung. Ein Thema, welches seit unserer letzten Reise zu einem Problem geworden ist. Wir stellen den Kontakt zu einer Brunnenbaufirma her, welche mit uns eine geoelektrische Messung zur Analyse des Brunnen durchführen soll. Es steht erstmal viel Schreibtischarbeit an, wenn auch bei bestem tropischem Wetter.

Nach ein paar Tagen in Colombo geht es auch für uns nach Padiyathalawa. Nachdem wir morgens noch mehrere Treffen mit anderen Organisationen für Entwicklungszusammenarbeit hatten, kommen wir erst sehr spät in Padiyathalawa an. Doch die Freude ist groß, als wir den Rest des Teams sehen, der schon vor einigen Tagen vorgereist ist. Wir bringen uns kurz gegenseitig auf den neuesten Stand, tauschen ein paar Stories der letzten Tage miteinander aus und fallen dann müde ins Bett. Licht aus und Augen zu.

Grüße aus Sri Lanka
Ludger aus dem Lankaponics-Team

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