Gocha Gomole Lokale Konflikte machen es uns unmöglich Trinkwasser bereit zu stellen
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Status

Abgebrochen

Begonnen

Mai 2014

Beendet

November 2015

Mitgliederzahl

20

Land

Äthiopien

Ort

Gocha Gomole

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Status

Abgebrochen

Begonnen

Mai 2014

Beendet

November 2015

Mitgliederzahl

20

Land

Äthiopien

Ort

Gocha Gomole

In den letzten sieben Wochen seit unserer Rückkehr haben wir verschiedene Optionen für die Zukunft unserer Projektarbeit überdacht und abgewägt. Da die Entscheidung nicht nur von uns selbst abhing bitten wir die relativ späte Rückmeldung zu entschuldigen. Gemeinsam mit einem vorherigen Partner aus dem Gomole Water Project, der deutschen Antonia-Ruut-Stiftung (ARS), können wir ein neues, ähnliches Projekt in Äthiopien initiieren, das wir hier kurz vorstellen möchten

In den letzten sieben Wochen seit unserer Rückkehr haben wir verschiedene Optionen für die Zukunft unserer Projektarbeit überdacht und abgewägt. Da die Entscheidung nicht nur von uns selbst abhing bitten wir die relativ späte Rückmeldung zu entschuldigen. Gemeinsam mit einem vorherigen Partner aus dem Gomole Water Project, der deutschen Antonia-Ruut-Stiftung (ARS), können wir ein neues, ähnliches Projekt in Äthiopien initiieren, das wir hier kurz vorstellen möchten

Die Projektbeschreibung als .pdf mit Fotos können Sie hier ganz einfach downloaden: EWB-Äthiopien_Projektbeschreibung Jello_Adancho

Der Projektstandort: Jello Adancho
Jello Adancho liegt wie auch Konso in der SNNPR, einer der 9 Regions (vergleichbar unseren Bundesländern) in Äthiopien. Jello Adancho liegt mit 130km Entfernung deutlich näher an der Hauptstadt Addis Abeba, was leider trotzdem nicht bedeutet, dass die Wasserversorgung dort besser aufgebaut ist, als in weiter entfernten Teilen des Landes. Das Shashogo-Woreda (vergleichbar der Kresverwaltungs-Ebene), in dem Jello Adancho liegt, gehört zur Hadiya Zone, in der neben der Äthiopischen Amtssprache Amharisch auch Hadiyainja gesprochen wird.

Das Gebiet um Jello Adancho hat eine deutlich flachere Topographie als die extrem bergigen Regionen um Gocha und Gomole, sodass bei dem neuen Standort viele Leute mit Eselskarren Wasser transportieren. Momentan stellen kleine handgegrabene Löcher in einem ausgetrockneten Flussbett die Wasserversorgung dar; viele Menschen leiden unter Wurmbefall und anderen Wasserbedingten Krankheiten.
Unser Partner, die deutsche Antonia Ruut Stiftung (ARS), hat in den letzten Jahren bereits fünf solarbetriebene Trinkwasserbrunnen erfolgreich implementiert, alle mit einem ähnlichen Konzept, wie es auch für Jello Adancho geplant ist (siehe Technisches Konzept). Ziel ist es, ein flächendeckendes Netz von Brunnen zu installieren. Dies bedeutet eine geringere Abhängigkeit, falls ein Brunnen ausfallen würde.
Standorte der ARS-Brunnen

Der auf den Satellitenaufnahmen zu sehende See ist ca. 15km von Jello Adancho entfernt und besitzt keine Trinkwasserqualität.
Die exakte Anzahl der Menschen, die den Brunnen nutzen wird, ist momentan schwer abzuschätzen. Unser derzeitiger Informationsstand geht von ca. 5000 Menschen im näheren Umfeld und weiteren 5.000 Menschen im großräumigen Umfeld des Brunnens aus. Diese Zahlen werden wir bei unserer Erkundungsreise Ende Dezember versuchen zu verifizieren.

Das technische Konzept:
Trinkwasser
Wie beim Gomole Water Project ist das Ziel, mittels Solarenergie sauberes Trinkwasser aus einem Tiefbrunnen der umliegenden Bevölkerung zugänglich zu machen. Da der Brunnen bereits von der ARS gebohrt und verrohrt wurde, konnte die Ergiebigkeit des Brunnens durch 24-stündige Pumptests ermittelt werden. Diese Tests ergaben, dass eine theoretische Fördermenge von 9 l/s möglich wäre, was eine hervorragende Grundlage für die Wasserversorgung darstellt.
Der neue Projektstandort Jello Adancho birgt noch einige weitere Vorteile im Vergleich zu den beiden Dörfern in Konso, wie die bereits erwähnte flachere Landschaftsstruktur, die die Nutzung von Eselskarren ermöglicht. Anders als bei dem Gomole Water Project sieht das Konzept in Jello Adancho keine Verteilung des Wassers durch ein Rohrleitungssystem vor, sondern eine Vergabe an der Bohrstelle. Das Wasser wird aus dem Bohrloch zunächst in einen erhöhten Speicherbehälter gefördert. Von dort aus fließt das Wasser dann zu mehreren Zapfstellen, von denen einige für das Befüllen von Kanistern auf Eselskarren, andere für das Befüllen per Hand konzipiert sind. So können wir der hohen Nachfrage in Spitzenstunden gerecht werden.

Das rund 0,5ha große Grundstück in Jello Adancho wurde bereits eingezäunt und die Bevölkerung wartet sehnsüchtig auf die noch fehlenden Schritte, um die Wasserversorgung zu starten.

WaSH
Nach einer erfolgreichen Umsetzung der Trinkwasserversorgung kann die auf dem Grundstück zur Verfügung stehende Fläche noch weitergehend genutzt werden. In späteren Schritten soll der Standort zu einem ganzheitlichen WaSH (Water, Sanitation, Hygiene) Projekt erweitert werden.
Bei den bereits umgesetzten Brunnen in der Umgebung hatte die ARS auf den genutzten Grundstücken auch mehrere Sanitäreinrichtungen zur Verfügung gestellt. Ein Duschhaus bietet den Menschen die Rahmenbedingungen für eine ausreichende Körperpflege, ein Waschhaus bietet haltungsschonende Möglichkeiten zum Waschen der Kleider. Das bemerkenswerte bei diesen Angeboten ist, dass jeweils das Wasser aus dem vorherigen Schritt wiederverwendet wird. Eine Pflanzenkläranlage reinigt das benutzte Duschwasser, sodass es zum Waschen der Kleider verwendet werden kann. Auch dieses Abwasser kann gereinigt werden und den Lasttieren als Tränke zur Verfügung gestellt werden.
Diese Sanitärstruktur minimiert nicht nur die Wassermenge, die die Menschen für diese Zwecke sonst in ihre Häuser und Hütten bringen müssen, sondern schult die Bevölkerung durch ein vorbildliches und Ressourcen schonendes Verhalten in einem nachhaltigen Umgang mit Wasser.
Die Funktionsweise und Akzeptanz der Sanitäreinrichtungen bei den bereits betriebenen Projekten der ARS wollen wir bei unserer Erkundungseise Ende Dezember überprüfen und in Gesprächen mit der Bevölkerung erörtern, ob sie ein solches Konzept befürworten.
Lessons learned
Die Kooperation mit der Antonia Ruut Stiftung birgt viele Möglichkeiten voneinander zu lernen. So wollen wir einerseits auf den reichen Erfahrungsschatz der ARS zurückgreifen. Andererseits werden wir versuchen, die bestehenden Konzepte für unseren Standort zu optimieren und auch ganz neue Ideen einzubringen.
Bei einem der Projekte der ARS wurde beispielsweise zu den Dusch- und Waschhäusern auch ein Toilettenkomplex implementiert, der jedoch von der Bevölkerung nicht wirklich wahrgenommen und akzeptiert wurde. Hier werden wir uns mit der Frage beschäftigen, inwieweit sich dieses Problem nun mit einem überarbeiteten Konzept beheben lässt oder ob wir ganz auf eine solche Einrichtung verzichten.
Darüber hinaus streben wir an, die Effizienz der Wasserausgabe so erhöhen zu können, sodass ein möglichst großer Anteil des geförderten Wassers von der Bevölkerung als Trinkwasser entnommen werden kann. Während die ARS Wasser aus dem Bohrloch, das nicht verteilt werden konnte, zum Duschen bereitstellte, erwägt EWB nun die Installation einer Regenwasserauffanganlage über die Dachflächen der einzelnen Gebäude, welche das Wasser für den Sanitärbereich bereitstellen kann.

Betriebskonzept
SMART

SMART ist eine äthiopische Nichtregierungsorganisation (NRO) und wurde 2010 von der Antonia Ruut Stiftung ins Leben gerufen. Zu dieser Zeit stand die ARS vor dem Problem, dass man nicht einfach einen solarbetriebenen Trinkwasserbrunnen in Äthiopien errichten kann, ohne dessen Wartung langfristig sicherzustellen. Da dies aus verschiedenen Gründen von Deutschland aus schwierig und nicht zielführend ist, hat man sich entschieden, die Organisation SMART ins Leben zu rufen.

Der Begriff „SMART“ steht für Sustainable Management of Alternative and Renewable Technologies.

Das Konzept von SMART ist simpel. Die Organisation beschäftigt mehrere, ausschließlich äthiopische Angestellte, die für den Verkauf des Wassers, die Wartung des Brunnens, die Reparatur von Schäden und die Überwachung der technischen Komponenten zuständig ist. Außerdem beschäftigt SMART Experten zum Thema Permakultur, die Wissen zu nachhaltiger Landwirtschaft an interessierte Bauern aus dem Umland weitergeben.

Die Bezahlung der SMART-Mitarbeiter geschieht ausschließlich aus finanziellen Mitteln, die ein Brunnen selbst durch den Verkauf des Wassers erwirtschaftet, und ist somit unabhängig von deutschen Spendengeldern.

Finanzierung
Wie es bei den meisten Trinkwasserbrunnen in Äthiopien gehandhabt wird und bereits für das Gomole Water Project geplant war, soll auch in Jello Adancho das Wasser nicht verschenkt, sondern zu einem sozialverträglichen Preis verkauft werden. Dabei werden die Preise von den lokalen Behörden vorgegeben, sodass sichergestellt werden kann, dass sich niemand durch den Verkauf des Wassers bereichern kann oder zu hohe Preise bezahlt werden müssen. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass sich jeder Nutzer das Wasser auch wirklich leisten kann: Der Preis für einen 20 Liter Kanister beträgt zurzeit 20 BIRR-Cent, die in etwa 0,01 Euro entsprechen – ein Preis, den sich so gut wie jeder in der Region leisten kann. Sind Bewohner nicht der Lage, diesen Preis zu bezahlen, bekommen sie Freimarken von den Behörden, sodass gewährleistet wird, dass wirklich jeder Bewohner das Trinkwasser nutzen kann.
Der Preis wird erhoben, um die Nachhaltigkeit des Systems zu gewährleisten. Für jeden einzelnen stellt der Preis mehr einen symbolischen Wert dar, in der Gesamtheit können dadurch allerdings wichtige Rücklagen gebildet werden. Das gesammelte Geld wird auf einem zentralen Konto verwaltet und für die Bezahlung der SMART-Mitarbeiter sowie anfallende Wartungsarbeiten benutzt. Als zusätzliche
Kontrolle wird an der Verteilstation ein Wasserzähler angebracht, sodass die Umsatzeinnahmen durch den Verkauf des Wassers mit der abgegebenen Wassermenge verglichen werden können.
Kleinere Wartungsarbeiten können damit sehr schnell umgesetzt werden. Somit kann der ordnungsgemäße und nachhaltige Betrieb der Anlage gewährleistet werden. Solarbetriebene Trinkwasserbrunnen sind wegen ihres geringen Verschleißes sehr langlebige Anlagen. Trotzdem ist es immer eine Frage der Zeit, bis größere Wartungsarbeiten anfallen oder kostenintensive Teile ersetzt werden müssen. Durch die Bildung von Rücklagen können diese schnell besorgt werden, um im Falle eines größeren Problems schnellst möglichst reagieren zu können. Von den Einnahmen konnte sich SMART bereits eine Ersatzpumpe kaufen, um diese im Falle eines Defektes schnell einbauen zu können. Ziel ist es, die Anlage so zu betreiben, dass sie ohne die finanzielle und technische Unterstützung ausländischer Organisationen funktioniert – eine Voraussetzung für nachhaltige Entwicklungshilfe.

Know How
SMART erweitert das Wissen seiner Mitarbeiter regelmäßig durch Schulungen und Weiterbildungen, sodass diese zum einen ein technisches Verständnis für den Betrieb und den Aufbau der Komponenten erwerben, zum anderen einen nachhaltigen Umgang mit wichtigen Ressourcen entwickeln. Ziel ist es, dass die geschulten Mitarbeiter wiederum ihr Wissen an die Bevölkerung weitergeben. Dieses Konzept hat sich als sehr effizient herausgestellt. Es zeichnet sich zudem vor allem dadurch aus, dass die Menschen vor Ort nicht von Fremden belehrt werden, sondern sich die Bevölkerung von Nutzer zu Nutzer austauscht.
Täglicher Betrieb
Eine Anzahl von 10.000 Menschen täglich mit einem Brunnen zu versorgen ist keine leichte Aufgabe. Deshalb soll bei dem Brunnen in Jello Adancho das eigentliche Verteilen des Wassers noch effizienter und schneller abgewickelt werden als bisher. So ist beispielsweise geplant, die Ausgabe und das Bezahlen des Wassers durch den Verkauf von Wertmarken voneinander zu trennen. Auch die räumliche Trennung der Verteilstellen für Fußgänger und Eselskarren sollen die Ausgabe erleichtern, da so der Ablauf besser geregelt werden kann.
Dabei soll lediglich der eigentliche Ausgabeprozess schnell vonstattengehen. Die Nutzer des Brunnens sollen durch einen angelegten Schattenplatz weiterhin die Möglichkeit haben, sich auf dem Gelände nach den langen Wegen ausruhen oder mit den anderen Nutzern austauschen zu können. So bleibt ein gesellschaftlich wichtiger Faktor des traditionellen Wasserholens vorhanden.

Sanitäranlagen
Das zusätzliche Angebot an WaSH-Einrichtungen soll auch Schulungs- und Aufklärungszwecken dienen. Auch wenn nicht alle Bewohner die sanitären Anlagen nutzen werden, wird ihnen trotzdem deren Nutzen und Notwendigkeit für das Vermeiden von Krankheiten vermittelt. Den Bewohnern kann gezeigt werden, wie man Wert auf saubere und hygienische Umgangsweise mit Wasser legt. Dies kann als Ausgangspunkt für weitere Verbesserungen der Gesundheitssituation in der Region dienen.
Somit wird durch diesen Ansatz eine ganzheitliche Lösung angestrebt, sodass die Menschen nicht nur von sauberem Trinkwasser und qualitativ hochwertigem Nutzwasser profitieren, sondern zusätzlich ein Verständnis für den nachhaltigen und hygienischen Umgang mit dem wichtigen Gut bekommen.
Den Erfahrungsberichten der ARS zufolge haben die Bewohner in Hadiya vor allem hinsichtlich der Duschen und Waschhäuser positive Rückmeldung gegeben. Die Menschen vor Ort haben den Vorteil des WaSH-Konzeptes für sich erkannt und nutzen die Sanitäranlagen regelmäßig. Das Benutzen von Toiletten ist für die Menschen bisher eher ungewöhnlich gewesen, wodurch diese deutlich seltener als die Duschen und Waschhäuser genutzt werden.
Deshalb ist uns die persönliche Rücksprache mit der Bevölkerung enorm wichtig, bevor wir selbst unser Projekt um Sanitäranlagen erweitern wollen. Nur ein Konzept, das von den Nutzern gewünscht und akzeptiert ist, kann unserer Meinung nach auch nachhaltig sein. Unter anderem diese Fragestellungen wollen wir zusammen mit der Bevölkerung währen einer zweiwöchigen Erkundungsreise Ende Dezember 2015 klären. Dabei planen wir den Besuch des Brunnenstandortes, der bestehenden Brunnen sowie den Austausch mit der Bevölkerung vor Ort. So wollen wir bestmöglich auf die Erwartungen und Anforderungen der Menschen in Jello Adancho eingehen.

Permakultur-System
Die große Fläche des Geländes kann zudem in einem weiteren Nachfolgeprojekt dazu genutzt werden, ein Permakultursystem anzulegen. Aufbereitetes Wasser aus den Sanitäranlagen kann so beispielsweise auf die Felder geleitet werden, um diese zu bewässern. So kann das Potential des vorhandenen Wassers bestmöglich ausgeschöpft werden. In Hadiya befindet sich ein Permakultur-Experte, der uns dabei unterstützen kann.
Beim Anlegen des Permakultur-Systems geht es nicht nur darum, in den Trockenzeiten das Wasser so effizient wie möglich auf die Felder zu verteilen. Auch die Regenzeit kann zu Ernteausfällen führen, da die Felder oft nicht so angelegt werden, dass die extremen Wassermassen effizient abgeleitet werden können. Dadurch kann die Ernte auch in den Regenzeiten zerstört werden.
Durch das Anlegen eines Grabensystems kann die effiziente Bewässerung in der Trockenzeit und das Ableiten des vielen Wassers in der Regenzeit intelligent gelöst werden, wodurch das System ganzjährlich zu guten Erträgen führt. Auch hier wird wieder der Schulungsgedanke in den Vordergrund gestellt. Die Benutzer der Sanitäranlagen oder des Brunnens können durch die SMART-Mitarbeiter in Bezug auf Fragen zur Anlage eines Permakultursystems beraten werden.

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