Um uns den Dorfbewohnern Gochas und Gomoles vorzustellen, hat in den ersten Tagen mit den Dorfältesten beider Dörfer ein Meeting stattgefunden. Dabei hat sich wieder gezeigt, dass unser ausgearbeitetes Konzept der Wasserverteilung die einzig gute Möglichkeit ist, um die Konflikte zwischen den beiden Gemeinden zu entschärfen.
Obwohl wir erst vor wenigen Tagen in Konso ankamen, sind wir schon sehr eng mit den Dorfgemeinden zusammengewachsen. Die Dorfbewohner von Gocha und Gomole sind sehr begeistert, uns so gut wie möglich in ihre Gemeinschaft eingliedern zu können: Freundliche Kinder, die um einen herum springen – Gastfreundlichkeit, die sich durch zahlreiche Angebote an „Tschaka“ (traditionelles Konso-Bier) zeigt – Respekt, den uns die Dorfältesten wegen unserer Projektarbeit äußern – Gespräche, egal ob auf Englisch, Amharisch, Konsoinya oder mit Händen und Füßen – Lebensfreude, die jeden von uns trotz der sehr hart erscheinenden Umstände ansteckt.
Vom Ingenieur zum Diplomaten
Besonders wichtig waren für uns zwei Treffen mit den Bewohnern von Gocha und Gomole. Bei den Versammlungen, bei denen uns auch König Kalla unterstützte, äußerten die Ältesten stellvertretend für die ganze Dorfgemeinde ihre Bedenken und Ängste. Seit über zwanzig Jahren schwelen die Konflikte zwischen Gocha und Gomole. Diese begannen mit Streitigkeiten um Gebietsgrenzen, dehnten sich aber in den letzten Jahren auf den Zugang zu Trinkwasser aus.
Unser Konzept sieht vor, das Wasser aus dem Bohrloch in Gocha zuerst auf König Kallas Berg zu pumpen und anschließend über Leitungen in beide Dörfer zu verteilen. Vor allem in Gocha kamen jedoch einige Stimmen auf. Einige Bewohner Gochas sind der Überzeugung, dass ausschließlich das Dorf am Standort der Bohrung ein Recht und den alleinigen Zugang auf das gepumpte Wasser hat. Da unsere Bohrung in Gocha stattfinden soll, entstand in den letzten Meetings eine hitzige Diskussion über die Wasserverteilung. Aus dieser Situation heraus ergab sich unsere Hauptaufgabe, den Konflikt zwischen Gocha und Gomole zu verstehen und so diplomatisch wie möglich zu lösen. Dabei konnten wir bereits feststellen, dass die weibliche Bevölkerung, die für die tägliche Wasserbeschaffung verantwortlich ist, zu jedem Kompromiss bereit zu sein scheint. Da die Frau in dieser Kultur einen deutlich geringeren Stellenwert als der Mann besitzt, finden unsere Meetings jedoch ausschließlich mit Teilen der männlichen Bevölkerung statt. Diese bemühen sich, unser Konzept zu verstehen, zeigen aber auch ihre Schwierigkeiten, den langwierigen Konflikt beider Dörfer außer Acht zu lassen. Zudem kommen allgemeine und technische Verständnisprobleme, da vor allem die ältere Generation keinerlei Schulbildung erfahren konnte.
Besonders wichtig ist uns, vor Baubeginn die Anliegen und Sorgen beider Dörfer zu verstehen und vor allem Gocha vor Augen zu führen, wie essentiell unsere geplante Wasserversorgung auch für Gomole ist. Zur Unterstützung der Kompromissfindung steht uns König Kalla jederzeit zur Seite und zeigt seine Achtung mit seiner Anwesenheit bei jedem unserer Meetings.