Nachdem jetzt endlich unser Fundament steht, geht es an das Gerüst für die Lagerstätte. Unser ursprünglicher Plan, alles zu bohren und zu schrauben, geht leider nicht auf, da unsere Bohrmaschine es nicht durch unsere Metallteile schafft. Also engagieren wir ein paar Schweißer aus New Syabru, die uns innerhalb von zwei Tagen unser Gerüst hinstellen und auch unser Wellblechdach festschrauben. Ziemlich schnell hat sich also sichtbar etwas auf unserer Baustelle getan. Es geht voran, auch mit tatkräftiger Unterstützung selbst der Kleinsten im Dorf, die sichtlich Spaß an unserer Arbeit haben.
Nachdem wir merken, dass wir zu wenig Wellbleche für die Wände gekauft haben, improvisieren wir auch hier und kaufen flaches Blech, das wir zuschneiden und festnieten. Während Marcus mit Schweißarbeiten beschäftigt ist, können wir uns endlich an den Ofen machen. Die Dorfbewohner nutzen Lehm als hitzebeständige Unterlage unter ihren Stahlöfen und raten uns diesen Lehm anstatt feuerfestem Zement zu nutzen.
Da wir wochenlang versucht haben das Problem mit dem feuerfesten Zement zu lösen und schier am verzweifeln waren, wissen wir jetzt endlich, wie wir vorgehen können. Einer unserer Dorfbewohner zieht also gemeinsam mit Jun los, um Lehm aus dem Dschungel zu holen, und danach heißt es für uns Lehmbrocken zerkleinern. Stundenlang sind wir bei fröhlichem ‚Resham phiririi‘-Gesang damit beschäftigt unseren Lehm zu zerklopfen. Dieses Lied ist ein nepalesisches Wanderlied, das uns die Dorfbewohner beigebracht haben und das uns während unserer gesamten Zeit im Dorf begleitet hat. Natürlich singen auch immer alle mit, da wirklich jeder den Text kennt. Als wir fertig sind mit dem Lehm klopfen und anmischen, geht das eigentliche Bauen des Ofens ziemlich schnell. Leider kriegt Marcus nicht mehr mit, wie wir mauern, da er der erste aus unserer Gruppe ist, der uns verlassen und zurück nach Deutschland fliegen muss. Er tritt die Heimreise gemeinsam mit Raphael aus dem Wasser-Team an, der uns vorher noch aus Brabal besuchen kommt.
Aus diesem Anlass gibt es zum Essen an seinem letzten Abend noch eine kleine Rakshi-Party, an der sogar auch Hühnchenfleisch serviert wird. Eine Seltenheit, denn sonst gibt es immer ganz klassisch vegetarisches Dal Bhat. Dal Bhat ist ein Gericht bestehend aus Reis und Linsensuppe, oft serviert mit Kartoffel-Mangold-Curry. Es wird immer etwas variiert, ja nach Familie.
Generell läuft der Alltag im Dorf sehr strikt ab. Um sieben Uhr morgens gibt es Frühstück, meistens Kekse, manchmal aber auch Pancakes, Popcorn oder Omelette. Dann treffen sich alle um acht auf der Baustelle und arbeiten, bis es um elf zum Mittagessen Dal Bhat aufgetischt wird. Nach weiteren drei bis vier Stunden Arbeit gibt es wieder Kekse oder gleich nochmal eine ganze Portion Nudeln zur „Tea time“. Dann wird nochmal bis um fünf gearbeitet und um sieben gibt es wieder Dal Bhat.
Wir sind ziemlich verblüfft über diese strikte Zeiteinteilung der Nepali und werden auch des öfteren von ihnen ermahnt Feierabendzeiten und Essenszeiten genau einzuhalten. Man gewöhnt sich jedoch sehr schnell daran und wir wissen zu schätzen, dass während der Arbeitszeit auch wirklich hart und fleißig etwas geschafft wird.
Als dann auch Jun und Leonie zurück reisen müssen, stehen die Ziegel unseres Ofens und es gibt nur noch Kleinigkeiten auf der Baustelle zu tun. Auch für diesen Abschied kriegen wir nochmal Besuch vom Wasser-Team aus Brabal. Gabi und Alex kommen zu uns, um gemeinsam mit Jun und Leonie abzureisen. Und natürlich gibt es auch an ihrem letzten Abend wieder eine Rakshi-Party. Außerdem wird jeder unserer Gruppe, bevor er das Dorf verlässt, von unserem Lama großzügig mit Gebetsschals beschenkt und geschmückt. Jetzt sind wir nur noch zu zweit, um die übrigen Aufgaben zu erledigen.
Wir lassen nochmal einen Tag einen Schweißer kommen, um insbesondere die übrigen Metallteile für den Ofen zu fertigen. Die „Asche-Tür“ dient zum Entfernen der Schlacke nach dem Verbrennen und wird passgenau in einen freigelassenen Zwischenraum in der Ofenmauer geschoben. Oben auf die letzte Ziegelschicht wird der Metallrahmen mit der Klappe zum Beladen sowie der Öffnung für das Kaminrohr gelegt. Für das vier Meter lange Rohr haben wir ein Loch in unser Wellblechdach gebohrt. Dieses wasserdicht wieder zu versiegeln war eine weitere kreative Herausforderung.
Zum Schluss befestigen wir noch Maschendraht an den Wänden zwischen Dach und Blech als Schutz, damit der Müll bei Wind nicht wegfliegt.
Zwei Tage später sind wir fertig auf unserer Baustelle. Endlich steht alles und wir haben noch ein paar Tage, um den Dorfbewohnern Mülltrennung näher zu bringen und die Bedienung des Ofens zu erklären. Doch schon wieder gibt es ein Festival, das uns in die Quere kommt. Es werden viele Lichter angezündet, viel gebacken und viel Rakshi getrunken. Dafür haben die Dorfbewohner leider im Moment keine Zeit, um mit uns Müll zu sammeln und den Ofen zu testen. Wir einigen uns, dass dies dann nach dem Fest mit allen gemeinsam erledigt wird. Da wir nicht viel machen können während der Feiertage, nutzen wir die Zeit, um uns in Brabal anzuschauen, was das Wasser-Team mit ihrem Projekt erschaffen hat und begleiten Franzi zurück nach Syabru Besi, da sie von dort aus dann auch die Heimfahrt antritt.