Namaste auch aus Syabru Besi,
Nach monatelanger Planung, einen Müllverbrennungsofen in Brabal zu bauen, haben wir zwei Wochen vor der Abreise erfahren, dass die Straße hoch nach Brabal den Monsun nicht überstanden hat und es somit keine Chance gibt die Materialien für unser Müllprojekt ins Dorf zu schaffen.
Temba leitet uns an seine Tochter Chheten weiter, die im nahegelegenen Syabru Besi ein Hotel führt. Nach einem vielversprechenden Telefonat mit ihr entscheiden wir uns, Syabru Besi als mögliches Projektdorf anzuschauen.
In Syabru Besi leben etwa 2000 Menschen, was eine Umdimensionierung des ganzen Projektes mit sich bringt, da wir in der Planung von 30 Haushalten ausgegangen sind. Marcus reist als Erster an und spricht mit Chheten und den Dorfbewohnern über mögliche Standorte unseres Projektes. Nach einer 10 stündigen recht holprigen Busfahrt mit Hühnern und Ziegen an Bord kommen auch Mira, Jun und Leonie abends endlich in Syabru Besi an.

Gemeinsam sehen wir uns voller Neugier die aktuelle Mülldeponie und den möglichen Standort für Ofen und Lagerstätte an. Wir sind erstaunt über den Optimismus der Nepalesen, da sie den Ofen an einem steilen, felsigen Hang direkt neben der Straße bauen wollen. Allerdings erfahren wir bald von dem großen Projekt der nepalesischen und chinesischen Regierungen, das nahegelegene Tibet durch einen vierspurig ausgebauten Highway mit Kathmandu zu verbinden – direkt durch das kleine Dorf am Rande des Langtang-Nationalparks.
Abgesehen davon, dass viele Dorfbewohner ihre Häuser verlieren werden und die Stimmung deshalb insgesamt etwas gedrückt ist, sehen wir auch große Komplikationen für den Bau des Ofens. Auf dem potentiellen Standort, direkt unterhalb der Straße gelegen, würde der Ofen den mit Sprengungen verbundenen Ausbau nicht ohne massive Schäden überstehen.
Schweren Herzens, aber im Einverständnis auch mit Chheten und den Dorfbewohnern, entscheiden wir an diesem Abend, dass wir das Projekt unter diesen Umständen in New Syabru Besi nicht umsetzen können. Für den nächsten Tag hatte uns Chheten mit dem Vorschlag vertröstet, mit ihrem Onkel – und Tembas Bruder – zu sprechen und das Projekt Müllverbrennungsofen vielleicht in dem ursprünglichen und deutlich kleineren alten Teil Syabru Besis zu realisieren.
Das winzige Dorf mit etwa 25 Haushalten wurde von dem Erdbeben im letzten Jahr stark mitgenommen und fast alle Häuser wurden zerstört. Die beiden Ortsteile verbindet eine abenteuerliche Hängebrücke über den reißenden Trishuli. Am anderen Ufer erwartet uns Onkel Nima Lama mit einigen anderen neugierigen Bewohnern und ohne viel Umschweife führen sie uns quer durch das Dorf zu einer Stelle, an der wir bauen könnten. Wir sind überrascht, wie offen die Leute auf so eine spontane Situation reagieren und direkt einen konkreten Vorschlag für einen Bauplatz haben! Dieser ist auf der dem Dorf abgewandten Seite einer weiteren Hängebrücke gelegen. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus: für unsere ungeschulten Augen sieht dieser steile, steinige und völlig zugewucherte Ort direkt am Flussufer ebenfalls unmöglich zu bebauen aus! Aber wir vertrauen auf die Nepali, die Erfahrung und Wissen aus mehreren Generationen mitbringen. Gemeinsam beschließen wir also, unser Projekt Müllverbrennungsofen in Old Syabru Besi umzusetzen.

Die Dorfbewohner freuen sich über unsere Entscheidung und richten uns ein kleines Matratzenlager in einem der neuen und noch unbewohnten Häuser des Dorfes her. Noch am selben Abend ziehen wir aus Chhetens Hotel mit unserem Gepäck über die Hängebrücke in unsere neue Bleibe für die nächsten Wochen ein.